Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

54 Fünstes Buch. Drittes Capitel. 
vor Schaden und Unglück sicherstelle, daß man ihm die Garantie, die 
ihm früher zugesagt worden, noch erweitere und befestige. 
Hierauf antworteten ihm die Verbündeten, wenn der Kaiser von 
Schlesien aus die preußischen Provinzen angreife, so solle die eng- 
lische Flotte Neapel beschießen. 
Friedrich Wilhelm hatte, ehe er mit jenem Begehren hervortrat, 
seine vornehmsten Generale und Minister zusammengerufen, und sie 
aufgefordert, ihre Meinung zu sagen, wie sie solche vor Gott ver- 
antworten könnten. Auf Anträge, die so feierlich überlegt und mit 
Rücksicht zwar auf die Gefahr, die man laufe, aber auch auf die 
Verpflichtung des hannoverschen Bundes festgesetzt waren, empfing er 
nun diese Antwort; so befremdend sie auch lautet, so ist sie doch insofern 
der Lage der Dinge nicht unangemessen, als das Bestreben des Kai- 
sers vornehmlich darauf gerichtet war, das südliche Italien jetzt im 
Bunde mit, Spanien für sein Haus zu behaupten. Ein Angriff auf 
Neapel konnte allerdings für Norddeutschland von Bedeutung werden: 
auf den König Friedrich Wilhelm, der nur für das Unmittelbare 
Sinn hatte und in eine unmittelbare Gefahr zu gerathen fürchtete, 
machte eine so fernliegende Combination keinen Eindruck. 
Und auch das war mit Nichten seine Meinung, daß England 
und Frankreich, sich auf seine Allianz stützend, wenngleich ohne seine 
Hülfe, allein den Krieg gegen den Kaiser zu dessen Nachtheil aus- 
führen sollten. Er hatte sich nur gegen die Uebermacht des Hauses 
Oesterreich, die man ihm so drohend schilderte, vertheidigen, nicht es 
angreifen oder verderben wollen. 
Die drei erstere Könige und Holl. die stellen ihr Conlingent von so viel 
Truppen, die soll der oder der commandiren; die Armee soll sich onweit 
Mastricht zusammenziehen, und die kaiserlichen Truppen aus Brabant de- 
logiren. Holland giebt Arlillerie, England giebt Brot, Frankreich — — 
Preußen — — 
Der Kaiser wird gewiß mit Polen und Moscau Allianz machen, dem 
König in Preußen Amusement zu geben; die nordische Armee von was vor 
Truppen soll die sein? wer soll commandiren, und wer soll furniren? 
Ju Italien da muß der König voin Sicilen (Sardinien) agiren, Frank- 
reich muß gegen die spanische Grenze eine Armee haben, auch eine hegen 
Schwaben die Reichsfürsten en ordre oder öchec zu halten; 
Dieses wärc so eine Disposition, die Engeland, Holland, Frankreich 
machen mus und Preußen fragen ob er accordiren will, und wovor; da 
Preussen großen Risiko hat und Hasard, da seine Länder können le champ de 
la guerre werden, und dabei sehr leiden; und ich wissen muß was ich da- 
gegen zu gewarten haben werde.“
	        
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