Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

58 Fünftes Buch. Drittes Capitel. 
abgeschickt war, ihm zuvorkommend schon selber den Sinn zeigte, 
welchen er hervorrufen sollte. 
Der König, dem seine Gedanken immer auf der Zunge schweb- 
ten, fragte gleich nach der ersten Begrüßung, ob ihn Seckendorf nicht 
für gut hannoverisch halte; und da dieser das bejabte, fuhr der König 
fort: „Herr General auf Offizierparole! ich bin besser kaiserlich als 
hannoverisch.“ Er ließ sich darüber in den unumwundensten Aus- 
drücken vernehmen und hatte nichts dagegen, daß Seckendorf dies dem 
Prinzen Eugen berichte: wofern nur der Kaiser ihn in seinen recht- 
mäßigen Forderungen unterstütze und ihn behandle, wie es ihm ge- 
bühre, ihn namentlich mit unanständigen Canzleidecreten verschone:; 
so wolle er öffentlich auf des Kaisers Seite treten 1). — Ein paar 
Worte, die aber ein großes, und man darf vielleicht sagen, auch ein 
glückliches Ereigniß enthalten. 
Im Sommer und Herbst des Jahres 1726 und den ersten 
Monaten des folgenden ließen sich die Dinge in Europa sehr krie- 
gerisch an. 
Ripperda zwar, der sich des Glückes, das er bei seiner Negotiation 
gehabt hatte, mit ruhmrediger Anmaßung überhob, konnte sich in 
Spanien nicht behaupten. Aber sein Fall selbst, da er seine Zuflucht 
zu dem englischen Botschafter nahm, hier aber von einem Alcalden 
aufgesucht und festgenommen wurde, verschlimmerte noch das Ver- 
hältniß zu England. In den westindischen Gewässern erschien ein 
englisches Geschwader, welches die Galionen hinderte, mit ihrer Silber- 
ladung in See zu gehen; dagegen ward in einem spanischen Hafen 
auf englische Schiffe geschossen und aller Handelsverkehr zwischen den 
beiden Ländern gehemmt. Nachdem man eine Zeit lang bittere 
Schriften gewechselt, setzte sich endlich ein spanisches Heer gegen 
Gibraltar in Bewegung, dessen Anführer, der Marquis de las Torres, 
sich rühmte, das rechtgläubige Königreich von der Ansiedelung ketze- 
rischer Fremden binnen sechs Wochen befreien zu wollen; am 27. Fe- 
bruar 1727 ward die Belagerung eröffnet. 
In alle dem erblickten nun die Engländer zugleich eine Folge 
österreichischer Einwirkung, — wie denn in der That der kaiserliche 
Gesandte Königsegg gar nicht geleugnet hat, daß er zur Unterneh- 
mung gegen Gibraltar gerathen habe, in der Ueberzeugung, die Spa- 
nier würden so gut vorbereitet sein, um die englische Besatzung zu 
1) Ein späterer von dem König selbst dictirter Aufsatz enthält diese 
Umstände.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.