Vertrag zu Berlin. 65
in vem man sie damals verstand, von den westlichen Mächten zurück-
gewiesen wurde. Zugleich aber traten die Schwierigkeiten des Ver-
hältnisses zu Spanien allmählich wieder hervor. Denn was die Königin
Elisabeth wünschte, die Vermählung der ältesten Erzherzogin mit
Don Carlos, — eine Erivartung, die ihre ganze Politik beherrschte,
konnte man ihr doch nicht gewähren. Die Manifestationen dagegen,
die in Deutschland erfolgt waren, mußte man schlechterdings berück-
sichtigen. Man hat an die Auskunft gedacht, der Königin für ihren
zweiten Sohn die zweite Erzherzogin zuzugestehen und dieselbe mit
Italien auszustatten; dadurch würde aber die pragmatische Sanction
vernichtet und die Königin schwerlich befriedigt worden sein. Man
suchte sie hinzuhalten, ohne ihr eine positive Erklärung zu geben ½.
Schon blieben hierauf die Geldsendungen aus, und man konnte sich
die Gefahr einer Entzweiung nicht verbergen. In dieser Lage der
Dinge fiel die eröffnete Unterhandlung mit Preußen doppelt ins
Gewicht: Oesterreich bedurfte eines starken und zuverlässigen Verbtüin-
deten in unmittelbarer Nähe, wie der König von Preußen war; man
ließ keinen Augenblick von dem Versuche ab, ihn zu gewinnen. Wir
wissen, er war ohnehin geneigt. Denn den anderen benachbarten
Mächten wollte er keinen überwiegenden Einfluß in Deutschland ge-
statten, wie sie ihn ohne Zweifel erlangt haben würden, wenn Oester-
reich zu Grunde gerichtet worden wäre. Nur richtet sich sein nationales
Gefühl ebenso sehr gegen den spanischen Infanten. Und hiebei war
es nun, daß er an dem wieder am Hofe zu Wien zu vorwal-
tendem Ansehen emporkommenden Prinzen Eugen einen Verbündeten
fand. Vermöge seiner Parteistellung widersetzte sich der Prinz Allem,
was eine Vermählung der Erzherzogin mit Don Carlos in Aussicht
stellte. Und wenn er sich hiebei auf den Widerspruch der deutschen
Fürsten stützte: so war es für ihn von dem größten Werthe, den
mächtigsten von Allen durch einen festen Vertrag in seinem Wider-
spruch zu bestärken, und eben in der Direction, die er seinerseits selbst
in Wien verfolgte, an Oesterreich zu fesseln. Wir kennen die For-
derung in Bezug auf Berg, die der König machte. Noch konnte man
sich nicht entschließen, darauf einzugehen, da man sich Neuburg und
Sulzbach damit nothwendig entfremdete. Der Gedanke wurde einmal
1) Auf diese Unterhandlungen werfen die vor Kurzem veröffentlichten
Aufzeichnungen Bartensteins, der damals in die Geschäfte trat, ein neues
Licht (erausgegeben von Arneth im Archiv für österreichische Geschichtskunde,
Bd. 46,
v. * merte NXVI. XXVII. 5