Vertrag zu Berlin. 67
werde dem König das aufrichtige Verlangen des Kaisers beweisen,
„mit ihm fester zusammenzusetzen und den Vortheil seines königlichen
und kurfürstlichen Hauses möglichster Dinge zu befördern“. Er selbst
machte bei seiner ersten Audienz in Potsdam solche Eröffnungen
in Bezug auf Berg, daß der König nicht zweifelte, jetzt zu dieser
Erbfolge gelangen zu können, wenn die Sache vernünftig an-
gegriffen werde. Mit feierlicher Herzlichkeit forderte er Ilgen auf,
sich nochmals anzustrengen, und alle die guten Dienste, die er seit
so langen Jahren dem brandenburgischen Hause geleistet habe, durch
die Erwerbung von Berg zu krönen?).
Ilgen und dessen College Borck hegten längst die Ansicht, daß
der beste und sicherste Weg, diesen Anspruch durchzuführen, in der
Freundschaft mit dem Kaiser bestebe, wenn derselbe es nur emnstlich
meine.
Und die Vorschläge nun, welche Seckendorf gleich in der ersten
Conferenz, die er mit ihnen hatte — 12. Mai 1728 — vborlegte,
trafen vollkommen zum Ziele.
Er trug vor, wenn der König die Nachfolge der ältesten Erz-
herzogin in den sämmtlichen österreichischen Erblanden garantire, und
mit den Waffen zu vertheidigen verspreche, so wolle dagegen der
Kaiser „hinwieder dem Könige zum Herzogthum Berg verhelfen“.
Man empfand in Berlin sehr wohl, was man mit der Ge-
währleistung einer Erbfolge, die bisher weder vom Reiche, noch von
der Mehrheit der europäischen Mächte anerkannt war, gegen die sich
vielmehr ein heftiger Widerstand erwarten ließ, auf sich nehme; allein
man hielt den dagegen dargebotenen Vortheil für so wesentlich, daß
man kein Bedenken trug, darauf einzugehen. Die einzige Frage war,
unter welchen Formen die Versicherung des Herzogthums Berg durch
den Kaiser geschehen sollte; mit welchen Bedingungen sie verknüpft
sein würde.
Auf richterlichen Spruch wollte man sich nicht einlassen, denn
dieser hätte allenfalls auch gegen Preußen ausfallen können; hier
war nur von einer politischen Unterhandlung die Rede.
Auch von einem erneuerten Versuch, einen Vergleich mit Pfalz-
Sulzbach zu Stande zu bringen, ließ sich nichts erwarten, da ein
1) 9. Mai. Sie haben so viel Avantagen vor dieses Haus zu Wege
gebracht; also bin persuadirt, daß sie itzund allen ihren Verstand zusammen-
suchen, die Sache durch Gottes Beistand so zu fassen, daß sie zu Weg komme;
der ich Gott von Herzen bitte daß er sie möge Gesundheit und langes Leben
verleihen, zum Besten mir und meiner Lande; das gebe Gott Amen.
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