80 Fünftes Buch. Viertes Capitel.
söhnen so viel von dem Alterthum ihrer Häuser, der Hoheit ihres
Blutes zu hören gab, ihnen mit dem Gepränge glänzender Titel den
Hof machte, ohne sie auf die Forderungen des Lebens zu verweisen;
er verbat sich ein solches Verfahren. Man soll einen Jeden, der den
Prinzen sieht, verwarnen, daß er demselben nicht schmeichle; gäbe es
Einen, der es dennoch thue, den soll man bei ihm verklagen; bei
Leibe soll man seinen Sohn nicht hoffärtig machen. Den Pomp der
fürstlichen Phrase: „unsere herzgeliebte Gemahlin Liebden, unsers viel-
geliebten Sohnes des Kurprinzen Liebden“, in dem sich sein Vater
gefallen, die Erwähnung der „herrlichen“ Lande, der darin wohnenden
„Millionen“ Menschen, veränderte Friedrich Wilhelm in die einfachen
Ausdrücke: meine Frau, mein Sohn, das ganze Land; überdem trat
das Ich an die Stelle des Wir. Wenn in der alten Instruction
von Respect und Submission die Rede war, welche der Prinz seinem
Vater und dessen Befehlen schuldig sei, so fügt Friedrich Wilhelm
hinzu: diese Unterwürfigkeit dürfe nicht sklavisch sein; es ist der von
seiner Hand beigeschriebene Ausdruck: daß der Prinz Vertrauen zu
ihm haben, in ihm seinen besten Freund sehen, „brüderliche Liebe“
zu ihm fassen möge, das solle man ihm ins Herz predigen. Nur die
unentbehrlichen, das Leben berührenden Gegenstände des Unterrichts
haben Werth für ihn. Er verwirft das Studium der Genealogie,
das früher empfohlen worden; statt „Geschichte des kur- und fürst-
lichen Hauses Brandenburg“ will er nur von preußischer Historie
hören; Staatenkunde, verbunden mit Geographie, soll der Prinz ler-
nen, die Landkarte in der Hand, und eine vollkommene Fertigkeit im
Rechnen erwerben. Sehr bemerkenswerth bleibt es doch, daß der
König das Latein geradehin verbietet; für ihn hatte die Anordnung
der goldenen Bulle, welche die Kenntniß dieser Sprache von einem
Kurprinzen fordert, keine Bedeutung mehr. Mit methodischer Gram-
matik soll man seinen Sohn nicht plagen, schon genug, wenn er sich
durch Uebung einen fließenden französischen und deutschen Stil an-
eignet.
Und fragen wir nun weiter, worauf die Erziehung des Prinzen
sich richten sollte, so ist das dreierlei.
Wie seine Gouverneure zwei ausgezeichnete Kriegsmänner sind,
so soll er hauptsächlich mit Offizieren umgehen, Begierde zu Ruhm
und Bravour, Liebe zu den Soldaten fassen; man soll ihm auf das
nachdrücklichste einprägen, daß er ein verachteter Mensch wäre, wenn
er nicht ein Soldat würde.
Das zweite: man soll einen guten Wirth aus ihm machen; gegen