Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

82 Fünftes Buch. Viertes Capitel. 
machen, wie er selber einer war. Und beinahe ließ es sich an, als 
werde es ihm mit seiner Methode gelingen. 
Im Februar 1719 meldet General Finkenstein, der Prinz treibe 
seine Studien fleißig; wenn gutes Wetter sei, gehe er nach dem 
Marstall, steige zu Pferde, besuche die Cadetten, schieße nach der 
Scheibe. Man bildete ihm eine Compagnie aus diesen Cadetten. 
Auch von dem Prinzen sind Briefe aus dieser frühen Zeit 
übrig 1), worin er mit kindlicher Hand, aber in Ausdrücken, wie sie 
ein alter Hauptmann brauchen würde, vom Zustand seiner Compagnie 
Nachricht ertheilt; er sendet regelmäßig ihre Listen ein. Oder er giebt 
an, wie weit er im Theatrum europaeum gelangt ist: dem Sinne, der 
dadurch in ihm rege geworden, entspricht es, wenn er dem Vater eine 
in dessen Abwesenheit ihm vorgekommene Satire gegen Papst und 
Prätendenten zusendet. Ein andermal vertraut er dem Vater, daß 
die Königin ein paar schöne Rekruten nachzuweisen wisse; nur dürfe 
sie nicht erfahren, daß er, der Prinz, es anzeige; oder er spricht sein 
Bedauern aus, daß er einer bestimmten Musterung nicht beiwohnen 
und die schönen Leute des Königs sehen könne. In Kurzem werden 
auch ihm deren für seine Compagnie zugeschickt, die er dankbar an- 
nimmt. Er lebt und webt in militärischen Beschäftigungen: auf dem 
Schlosse ward ein kleines Zeughaus mit allen Arten von Gewehr 
für ihn in Stand gesetzt. „Meine Wiege“, sagt er einmal, „war 
mit Waffen umgeben, in der Armee bin ich aufgezogen worden.“ 
Schon macht ihm die Jagd Vergnügen: er hat seine Freude über 
eine Koppel Hunde, mit der er Hasen hetzt; im October 1720 schießt 
er, wie er selber erzählt, ein Feldhuhn im Fluge. 
Es scheint Alles wieder einmal so werden zu wollen, wie es 
unter seinem Vater ist. Auch Friedrich correspondirt mit dem Fürsten 
Leopold über große Soldaten und den Ausfall der Jagden. Gund- 
ling, der des Königs Abendgesellschaften mit seiner Art von Gelehr- 
samkeit erheiterte, wobei er sich jedoch in die Rolle eines Hofnarren 
verlor, speiste auch bei dem Sohne und man war sehr lustig. In 
seinen Briefen schreibt Friedrich den Namen Gottes zuweilen in Uncial= 
buchstaben aus. Man hat von ihm einen kleinen Aufsatz aus seinem 
neunten Jahr, worin er einige Grundsätze positiver Rechtgläubigkeit 
1) Ein paar Briefe, wo man dem Kinde offenbar die Hand geführt hat, 
21. und 27. Juli 1717 an den König, wird man ihm nicht zurechnen wollen; 
der älteste, von dem man sagen kann, daß er ihn geschrieben, ist rom 
21. Febr. 1719.
	        
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