86 Füuftes Buch. Biertes Capitel.
zusammenzuberufen, neue Mitglieder aufzunehmen. Patron und Com-
patron sind die Titel, mit welchen die beiden Fürsten sowohl unter-
einander als von den vertrautesten Dienern bezeichnet werden. Sie
machten einen förmlichen Vertrag, wie Einer den Andern ohne Cere-
monie und selbst ohne Ankündigung sollte besuchen, sein Mittag= oder
Abendessen bei dem königlichen Gastfreund oder auch bei wem ihm
sonst beliebe, ohne Rücksicht auf Nang, einnehmen können. Die
Hauptsachen aber blieben doch wohl vorbereitete Zusammenkünfte, bei
denen sie einander mit Prunk und Aufwand bewirtheten. Die erste
fand im Carneval 1728 statt, wo der König und der Kronprinz von
Preußen in Dresden erschienen. Es wäre unnütz, die Festlichkeiten
zu schildern, von denen damals eigene Beschreibungen in Prosa und
Versen herauskamen, die dann oft excerpirt worden sind. Merkwür-
diger ist es, welchen Eindruck dieses Dresden auf Vater und Sohn
hervorbrachte. Friedrich Wilhelm bewunderte die Magnificenz dieses
Hofes, gegen welchen die Pracht seines Vaters „Lappalie“ gewesen
sei; wäre es möglich, Gold zu machen, so würde er glauben, der
König von Polen besitze dies Geheimniß. Er verglich die Anstalten
zur Jagd, die Fasanengärten, die Orangerie, die Sammlungen, wie
das grüne Gewölbe, mit seinen eigenen und gestand, daß jene un-
vergleichlich besser seien. Aber er unterließ nicht, auch den militärischen
Dingen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Von der Festung Königs-
stein urtheilte er, sie verdiene, daß man 100 Meilen danach reise:
dagegen das Zeughaus von Dresden erklärte er für tausendmal
schlechter als das Berliner; — von der Infanterie fand er einige
Regimenter sehr gut, andere erbärmlich, auch manche Offiziere von
Verdienst: was aber dabei seine Mißbilligung erweckte, war die ge-
ringe Achtung, in der dieselben standen, so daß man sie wohl, sagt
er in einem Briefe an den Fürsten von Dessau, „mit den Lakaien
paradiren“ lasse ). Er hielt es für seine Pflicht, ihnen dagegen die
in Berlin gebräuchliche Ehre zu erweisen; er suchte den geringsten
Fähndrich hervorzuziehen.
Hätten wir doch auch einen ähnlich eingehenden Brief von dem
Kronprinzen! Das dürfte sich wohl nicht darin finden, was der
Vater von sich sagt, es habe nicht an Verführung gefehlt, aber Gott
habe ihn bewahrt, er sei rein vor Gott. Auf den jungen lebens-
lustigen Prinzen, dem die Welt sich hier zum ersten Mal ohne den
1) Schreiben Friedrich Wilhelms an den Fürsten von Anhalt, Potsdam
13. Februar 1728, nachdem er den Abend zuvor angelangt war.