Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Politische Verhältnisse in den ersten Monaten des Jahres 1745 139 
geführt werden 1), an Geldunterstützung ließen sie es nicht fehlen: 
aber Mangel an Nachdruck und mancherlei Unglück wirkten zusammen, 
um abermals alles unnütz zu machen. 
Es war schon ein unangenehmer Zwischenfall, daß Marschall 
Belleisle bereits vorher auf dem Wege von Cassel nach Berlin, den 
er, obgleich gewarnt, auch durch hannoversches Gebiet nehmen zu 
können glaubte, so wie er dies betrat, in Elbingerode angehalten 
und als Kriegsgefangener nach Hannover gebracht worden war, von 
wo man ihn später nach England hinüberführte 2). Belleisle kannte 
die Absichten seines Hofes, er hatte so eben mit den verbündeten 
deutschen Fürsten Rücksprache genommen; noch mehr aber lag darin, 
daß ihm eine natürliche Empfänglichkeit für die Ideen Friedrichs inne 
wohnte; sie würden, wäre er noch in Berlin gewesen, die Schwierig- 
keiten, die aus dem Tode des Kaisers entsprangen, miteinander über- 
legt und wahrscheinlich einen wohl zusammengreifenden Feldzugsplan 
entworfen haben, welchen durchzuführen Belleisle seinen persönlichen 
Eifer eingesetzt hätte. Friedrich dachte einen Augenblick, Rothenburg 
wieder nach Versailles gehen zu lassen, aber auch dort waren die 
persönlichen Verhältnisse sehr verändert, sodaß er schwerlich viel aus- 
gerichtet haben würde. 
Der Bevollmächtigte, welchen die Franzosen an Belleisles Stelle 
schickten, ein Chevalier Courten, brachte die wunderlichsten Entwürfe 
des französischen Ministeriums mit, unter andern die Aufforderung 
zu einem neuen Anfall auf Mähren, der politisch keinen Zweck hatte 
und militärisch unausführbar war; Courten war wenigstens der Mann 
nicht, etwas Haltbares an die Stelle dieser Träume zu setzen. 
An ein eigentliches Zusammenwirken an bestimmten Orten, oder 
wenigstens zu bestimmten Zeiten, war aus diesem und manchen an- 
deren Gründen hierauf nicht mehr zu denken. Hätten die Franzosen 
nur wenigstens Baiern behauptet. Aber gar bald mußte man hier 
eine entscheidende Katastrophe erleben. 
) Observations sur ’éénemem de Bavière (de la part de France). 
Le roi a continué les memes subsides pour sa maison qdu'il donnoit à 
D’empereur: Les subsides des troupes ont ét payés avec la plus grande 
régularité, pour les llessois d’arance. Le nombre des troupes a été 
porté jusque pres de 60' h. le projet étoit d'assiéger Ingolstadt, pour 
lequel effet on avoit laissé sous Fribourg un train considérable d'ar- 
tillerie et de péuétrer jusqu'en Autriche. 
2) Podewils sagt in einem seiner Briefe, er sei „von hier aus“ erinnert 
worden, „das Hannoversche Territorium zu evitiren“.
	        
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