Friedrich's Rückzug aus Böhmen. 187
Ueberschüssen bestritten werden. Hätte man, zumal wenn die Armee
nicht im Lande war, daran denken wollen, Kriegssteuern auszuschrei-
ben, so würde der gesammte Staatshaushalt in Verwirrung gerathen
sein. Diese Ueberschüsse aber, der kleine und der große Tresor, waren
beinahe erschöpft; an die Mittel zu einer neuen Campagne war nicht
zu denken; man sah eine Epoche voraus, vielleicht schon in dem lau-
fenden Jahre, wo man mit allen Hülfsguellen am Ende sein würde.
Schon früber, als ihm einmal die bevorstehende Erschöpfung
seines Schatzes besonders einleuchtete, hatte Friedrich, wie berührt, ein
Schreiben an den König von Frankreich abgefaßt, worin er denselben
an den in der That unschätzbaren Dienst erinnerte, den er ihm vor
dem Jahre geleistet hatte, und ihn um Geldbeihülfe ersuchte. Zum
Theil aus Rücksicht auf die schwebenden Unterhandlungen, hauptsäch-
lich aber aus dem persönlichen Stolz, gegen Niemand Verpflichtungen
auf sich zu nehmen, hatte er den Brief eine Zeit lang zurückgehalten,
endlich aber, als jene sich zu zerschlagen schienen und das Bedürfniß
täglich dringender wurde, abgehen lassen.
Besonders charakteristisch ist die Art und Weise, wie er einst mit
dem französischen Gesandten in seinem Kriegslager darüber sprach.
Er erinnerte ihn an seine Grundsätze in dieser Beziehung, aus denen
sich ergebe, wie weit es mit seiner Noth gekommen sein müsse, um
Subsidien zu fordern. Aber trotz seines letzten Sieges könne er sie
nicht entbehren. Aus Oberschlesien komme nichts ein, aus Nieder-
schlesien nur wenig; er habe kein Geld, um die Cavallerie zu remon-
tiren, was von der höchsten Nothwendigkeit sei, woran er bei Zeiten
denken müsse, um sich nicht später alle Möglichkeit dazu abgeschnitten
zu sehen. „Von den Einwohnern meiner verschiedenen Provinzen habe
ich keine Beisteuer zu erwarten; so peinlich es mir ist, nachdem ich
immer über diese Dinge erhaben zu erscheinen gesucht habe, so muß
ich meinen Mangel bekennen. Nur Spanien und Frankreich, Eng-
land und Holland haben die Kräfte, einen längern Krieg auszuhalten;
für uns Andere ist dies unmöglich.“ Dem Selbstgefühl, das er in
sich selber erst beugen mußte, ehe er etwas fordern konnte, entsprach
es, daß seine Forderung in dem Tone eines gerechten Anspruchs aus-
gedrückt wurde, und in der That nicht gering ausfiel: sie betrug
4 Millionen Thaler.
Er mochte darauf rechnen, daß die Franzosen auf eine Mehr-
ausgabe von diesem Belange eingerichtet sein würden, da sie nicht
mehr Zahlungen an den Kaiser zu leisten brauchten, über deren über-
schwänglichen Betrag sie so oft Klag: geführt hatten; aufs Neue