Schlacht bei Soor. 191
bringen; von Seiten der Preußen, auch in der ungünstigen Lage, in
der sie waren, den Ueberfall der Mehrzahl abzuwehren und den Ruf
ihrer Unüberwindlichkeit aufrecht zu erhalten.
Es hatte schon große Schwierigkeit, sich unter dem Feuer des
Feindes zu formiren; die Granaten, die in die Cavallerie fielen, rissen
zuweilen 10 Pferde auf einmal weg.
Als dies aber gelungen und die ganze Schlachtordnung jene
große Schwenkung vollzogen, sah sie den Feind in einer überaus
starken und furchibaren Stellung vor sich. Die Höhen, die das Lager
beherrschten, hatte er weit und breit eingenommen und mit zahlreichem
Geschütz besetzt, vornehmlich an geeigneter Stelle eine große Batterie
aufgerichtet, von der sich eine entscheidende Wirkung erwarten ließ.
Sie war von einer enggeschlossenen Infanterie bedeckt, die eine feste
und stolze Haltung zeigte; eine Anzahl Grenadierbataillone zu Pferde
und Carabiniercompagnien, die für die besten Leute in der Armee
galten, waren zu ihrer Linken aufgestellt; vor sich hatten sie einen
tiesen Grund.
Diese Höhen nun mußten die Preußen attaquiren und ihren
Feind von denselben hinunterwerfen.
Es ist wohl eine der größten militärischen Thaten, die in der
Geschichte vorgekommen sind, daß die preußische Cavallerie und In-
fanterie des rechten Flügels sich mit wetteifernder Bravour dazu an-
schickten. Die Cavallerie mußte erst in die Tiefe hinunter und dann
die vom Feind für unersteiglich geachtete Höhe hinauf, und zwar unter
einem Kanonen= und Bombenfeuer, dessen gleichen, wie einer ihrer
Anführer, General Buddenbrock, sagte, die Reiterei noch in keiner
Action ausgestanden hatte 1); sie übertraf hiebei Alles, was sie jemals
geleistet hatte. General Goltz 2), der den Feind zuerst wahrgenommen
und dem König jene Meldung hatte machen lassen, war auch der
Erste, mit verwegenem Anlauf auf ihn loszugehen. Die Kühnheit
seiner Bewegung, der Anblick der mit verhängtem Zügel aufwärts
dringenden Schwadronen setzte die Oesterreicher außer Fassung, und
sie wurden auf der Stelle über den Haufen geiworsen. Noch ein
furchtbareres Feuer hatten die Infanteriebataillone auszuhalten, welche
gegen die Batterien in der Front angingen. Ihre Reihen wurden
entsetzlich gelichtet; hie und da ist die Hälfte der Mannschaften weg-
gerissen worden; hier fiel jener Wedel, der sich im vorigen Jahre
1) Schreiben an Fürst Leopold, excerpirt von Orlich II, 236.
2) Friedrich schreibt ihm in seinem Eloge den Sieg zu.