Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Schlacht bei Soor. 191 
bringen; von Seiten der Preußen, auch in der ungünstigen Lage, in 
der sie waren, den Ueberfall der Mehrzahl abzuwehren und den Ruf 
ihrer Unüberwindlichkeit aufrecht zu erhalten. 
Es hatte schon große Schwierigkeit, sich unter dem Feuer des 
Feindes zu formiren; die Granaten, die in die Cavallerie fielen, rissen 
zuweilen 10 Pferde auf einmal weg. 
Als dies aber gelungen und die ganze Schlachtordnung jene 
große Schwenkung vollzogen, sah sie den Feind in einer überaus 
starken und furchibaren Stellung vor sich. Die Höhen, die das Lager 
beherrschten, hatte er weit und breit eingenommen und mit zahlreichem 
Geschütz besetzt, vornehmlich an geeigneter Stelle eine große Batterie 
aufgerichtet, von der sich eine entscheidende Wirkung erwarten ließ. 
Sie war von einer enggeschlossenen Infanterie bedeckt, die eine feste 
und stolze Haltung zeigte; eine Anzahl Grenadierbataillone zu Pferde 
und Carabiniercompagnien, die für die besten Leute in der Armee 
galten, waren zu ihrer Linken aufgestellt; vor sich hatten sie einen 
tiesen Grund. 
Diese Höhen nun mußten die Preußen attaquiren und ihren 
Feind von denselben hinunterwerfen. 
Es ist wohl eine der größten militärischen Thaten, die in der 
Geschichte vorgekommen sind, daß die preußische Cavallerie und In- 
fanterie des rechten Flügels sich mit wetteifernder Bravour dazu an- 
schickten. Die Cavallerie mußte erst in die Tiefe hinunter und dann 
die vom Feind für unersteiglich geachtete Höhe hinauf, und zwar unter 
einem Kanonen= und Bombenfeuer, dessen gleichen, wie einer ihrer 
Anführer, General Buddenbrock, sagte, die Reiterei noch in keiner 
Action ausgestanden hatte 1); sie übertraf hiebei Alles, was sie jemals 
geleistet hatte. General Goltz 2), der den Feind zuerst wahrgenommen 
und dem König jene Meldung hatte machen lassen, war auch der 
Erste, mit verwegenem Anlauf auf ihn loszugehen. Die Kühnheit 
seiner Bewegung, der Anblick der mit verhängtem Zügel aufwärts 
dringenden Schwadronen setzte die Oesterreicher außer Fassung, und 
sie wurden auf der Stelle über den Haufen geiworsen. Noch ein 
furchtbareres Feuer hatten die Infanteriebataillone auszuhalten, welche 
gegen die Batterien in der Front angingen. Ihre Reihen wurden 
entsetzlich gelichtet; hie und da ist die Hälfte der Mannschaften weg- 
gerissen worden; hier fiel jener Wedel, der sich im vorigen Jahre 
1) Schreiben an Fürst Leopold, excerpirt von Orlich II, 236. 
2) Friedrich schreibt ihm in seinem Eloge den Sieg zu.
	        
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