Feldzug in Sachsen. 197
und sich überredete, doch noch zum Ziel lommen zu können, wofern
man nur festhalte und sich der Bundesgenossenschaft mit Sachsen be-
diene, die noch einen Angriff von entscheidendem Erfolge möglich
mache.
Gegen Ende October war Robinson mit neuen Friedensanmah=
nungen beauftragt worden; um nicht durch ein plögzliches, von der
Lebhaftigkeit der Kaiserin hervorgetriebenes Nein alle Hoffnung zu
verlieren, suchte er sie durch ihren Gemahl, dem er eine Zusammen-=
stellung der für den Frieden sprechenden Gründe übergab, vorzubereiten,
und dann erst, am 31. October, nahm er seine Audienz bei ihr selbst.
Er theilte ihr den Entwurf zu einem definitiven Frieden mit, der in-
dessen in Berlin ausgearbeitet worden war, und brachte ihr in Er-
innerung, daß sie sich einst nur bis zum October freie Zeit zu wei-
teren Unternehmungen ausbedungen habe, die nunmehr verlaufen sei.
Sie erwiderte, sie habe nur gemeint, man werde alsdann sehen, was
sich thun lasse 1); aber mit ihm zu unterhandeln, sei ihr überhaupt
nicht heilbringend; wie Vieles erweise sich unnütz, wovon man ge-
sprochen; jetzt sehe sie sich von den Engländern mit einer Katastrophe
bedroht, wie der Utrechter Friede für ihren Vater gewesen; es sei ein
armseliger, gefährdeter Zustand, worin sie lebe. Was Maria Theresia
nur mit schmerzlichen Ergießungen andeutete, das erklärten ihr Ge-
mahl und Graf Uhlefeld mit größerer Bestimmtheit: sie blieben da-
bei, daß sich keine Ruhe im Reiche erwarten lasse, wenn man den
König von Preußen nicht schwäche, und kündigten an, daß Oesterreich
dazu auch ferner alle möglichen Anstrengungen machen werde.
Zu demselben Zwecke stand es soeben mit Sachsen in der leb-
haftesten Unterhandlung.
In der Zeit, daß König Friedrich jene Kriegsdrohungen gegen
Sachsen erließ, die er dann sogleich wieder zurücknahm, hatte der
Dresdener Hof eine neue Vereinbarung, noch enger als die frühere,
mit dem Wiener getroffen.
Sehr merkwürdig ist dieser Vertrag, der am 25. August 1745 ab-
geschlossen worden ist. Die beiden Mächte verbinden sich darin „innig
und unauflöslich“ 2), sodaß keine sich jemals ohne freie Beistimmung der
1) Nach Robinson hätte sie gesagt: alors on feroit ce qu'’on voudroit
(englischerseits); sie erinnerte sich nur gesagt zu haben: alors on verroit co
quvon teroit (österreichischerseits). Robinson sagt: voir et consentir à heure
du’il est, cuest, j'iespere, une et la meme chose.
2) L'union la plus intime et la plus indissoluble.