Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Erwerbung von Ostfriesland. 239 
König nach und begnügte sich mit einer Geldzahlung an der Stelle 
der Rekruten 1). 
So kam die Convention zu Stande, welche die Grundlage der 
Verhältnisse zwischen dem neuen Fürsten und der Landschaft bildete. 
Friedrich hätte für seine fürstliche Macht eine größere Freiheit der 
Bewegung gewünscht, aber die Minister erinnerten ihn, daß hier nichts 
seiner Willkür noch seinem Beschluß überlassen, sondern nur die Be- 
stätigung der von den Ständen aufgestellten Bedingnisse möglich 
sei. Hierauf ratificirte der König die Abkunft, wie sie war, am 
31. Juli 1744. 
Ganz und gar konnte es jedoch hiebei sein Verbleiben nicht haben. 
Die bisher renitirenden Stände bekamen bei dem plötzlichen Umschwung 
der Dinge ein Uebergewicht, welches die bisher gehorsamen hart em- 
pfinden mußten. Die Gewaltsamkeit schien sich nur auf die andere 
Seite zu werfen. Nicht ohne Leidenschaft begann man eine Unter- 
suchung der bisherigen Administration der Landesmittel, die doch zu 
keinem deutlichen Ergebniß führte, und die von der herrschenden Partei 
eingeführte war wenigstens nicht besser: Unterschleise der Schatzungs- 
heber, Pachtdefraudationen und was dem mehr ist, kamen immer von 
neuem an den Tag. Die Forderungen der Stadt Emden, auf den 
Grund alter, für allgemeine Landesbedürfnisse gemachter Vorschüsse 
und die Gegenrechnung der Landschaft wegen ihrer Rückstände, brach- 
ten Verwirrung und Aufregung hervor. Es schien dem allgemeinen 
Landesvortheil entgegenzulaufen, daß Emden sich beklagte, als es im 
Jahre 1744 dem König gelang, die holländische Besatzung zu ent- 
fernen. Dabei waren die Finanzen der Stadt in der schlechtesten 
Ordnung; sie konnte weder die Zinsen an ihre Gläubiger bezahlen 
noch ihren Beitrag zu den Landeslasten abtragen. 
Unter dem allgemeinem Gefühl der Unhaltbarkeit dieses Zu- 
standes geschahen die Wahlen zu einem neuen Landtag, der im Ja- 
nuar 1749 zusammentrat; einer der ersten Anträge, der sich aus dem 
Schooße desselben erhob, ging dahin, dem König die Oberaussicht, 
„Manutenenz und Direction“ des gesammten landschaftlichen Kassen- 
wesens zu übertragen. Wie lange und hartnäckig hatten die Stände 
dies den früheren Fürsten verweigert: dem König von Preußen trugen 
sie es, im Widerspruch mit der vor wenigen Jahren geschlossenen Con- 
vention, selber an. Sie forderten zugleich eine Reformation des 
1) Sie versprechen 16000 Thaler, wabei zugleich das Reichscontingent 
berechnet war, also zusammen 40000 f
	        
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