Friedensentwürfe in Deutschland. 29
Er fügte sich endlich, hauptsächlich in Betracht, daß es gegen das
eigene preußische Interesse laufe, wenn Hannover, unter welchen Um-
ständen auch immer, von den Franzosen besetzt werde 1). Höchst un-
gern und halb gezwungen, in schlechtester Laune, unterzeichnete er die
Urkunde dieser Allianz. Nachbem sie nun aber einmal zu Stande ge-
kommen war, so knüpften sich auch auf dieser Seite Unterhandlungen
zu Gunsten des Kaisers an; König Georg, von Friedrich II erinnert,
daß er an dem Kaiser, dem er seine Stimme gegeben, nun nicht die
Gesetze und Rechte des Reiches verletzen dürfe, erklärte sich ebenfalls
bereit, ihm einen Frieden zu verschaffen, bei dem seine Würde be-
stehen kömnne. — Es war nur nothwendig, die Bedingungen eines
solchen zu finden.
Haben wir der österreichischen Pläne gedacht, so müssen wir auch
der baierischen erwähnen.
Das fühlte man im Hause Wittelsbach wohl, daß man weder
das Kaiserthum auf immer behaupten noch auf eine Erbschaft, wie
sie vor dem Jahre möglich geschienen hatte, rechnen könne; aber dazu
konnte man sich doch auch nicht entschließen, wieder ganz in die alten
Verhältnisse zurückzutreten: man faßte den Gedanken, daß Baiern zum
Königreiche erhoben und so weit vergrößert werden müsse, um
6 Millionen Esnkünfte erheben und ein Heer von 40000 M. halten
zu können 2).
Aus diesem Grundgedanken entsprangen nun ferner noch be-
stimmtere Wünsche und Absichten. Der Kaiser gab die Hoffnung nicht
) Friedrich: Qunnd meme nous ne serions pas amis du roi d’Angle,
In bonne politique ne permettroit pourtant pas que nous souffrions les
troupes françaises dans le pays d'’annovre. Er fordert einen Artikel, in
welchem der König von England verspreche, unmittelbar hernach eine Con-
vention über diese beiden Successionen zu schließen, aber auch dies ward ab-
gelehnt, weil man wegen Ostfriesland mit den Holländern in Mißverhältniß
kommen würde. Am 14. November 1742 gab Friedrich nach, dennoch zu
zeichnen, doch unter der Voraussetzung, daß auch ohne einen solchen Artikel
Haond an den audern Tractat gelegt würde.
2) Schon im Juli 1742 erklärte der Kaiser: qu'il lui étoit impossible
de renoncer à la dignité royale, qu’ainsi S'il falloit absolument sacrifier
le royaume de Boheme il se flattoit et espéroit qu'’on voudroit lui arron-
dir la Bavière de facon qu’elle fot érigée en royaume, du’il remettoit à
V. M. et au roi d'’Angleterre, Ccomment ils feront cette distribution soit
Par quelques cercles de la Bohème, du cöté de Bavière, soit du Tyrol
ou des pais- bas, d’'une partie de la Suabe, pourvn qu’il lui restat un
revenu de 6 millions pour soutenir la dignité imple et pour entretenir
unc armée de 40 % h.