Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Erfolge der österreichisch-englischen Waffen 1743. 41 
wartete, an dem rechten Ufer des Main begriffen. Noailles faßte 
den Plan, sie auf ihrem Wege zu attaquiren; eben in der Mitte 
desselben, bei Seligenstadt, ging auch er auf das rechte Ufer über; 
ein paar wohlangelegte Batterien bei Dettingen sollten den Feind 
aufhalten, bis er ihn mit gesammter Macht angreifen könne. Auch 
gelang es ihm damit: die Verbündeten sahen sich genöthigt, Halt zu 
machen, und zwar auf einem wenig günstigen Terrain, das ihnen 
keine volle Entwickelung gestattete. Hätten die Franzosen an sich ge- 
halten, bis sie ihre ganze Macht ins Gesecht führen konnten, so möch- 
ten sie leicht einen großen Vortheil errungen haben. In dem jungen 
französischen Adel aber war ein Kriegseifer gegen die Engländer wie 
in den Tagen von Cressy und Poitiers. Der Herzog von Grammont, 
Oberst der französischen Garde — eine Stelle, in der einst Charri 
der Brave und Philipp Strozzi geglänzt —, umgeben von ruhm- 
begierigen Gefährten aus den ersten Familien, führte, noch ehe die 
Vorbereitungen alle getroffen waren, sobald er einige Wirkung der 
Batterien bemerkte, eigentlich ohne den Befehl des commandirenden 
Generals, seine freudige Schaar, der noch andere Truppen nachfolg- 
ten, gegen den Feind. Sein Anlauf trieb wirklich die englische Ca- 
vallerie auseinander und richtete sich dann gegen den Herzog von 
Ahremberg, der eine Brigade aus verschiedenen Waffen, Cavallerie, 
Grenadieren und Geschütz gebildet hatte. Und nun ereignete sich 
Folgendes. Nach einer schon ein paar Mal erprobten Taktik öffneten 
die österreichischen Reiter ihr Treffen als die Franzosen vordrangen: 
diese rückten auf die Grenadiere los, welche ebenfalls nach einigem 
Widerstande auseinanderwichen; ihres Sieges gewiß, stürmten die 
Franzosen weiter vorwärts: plötzlich aber sahen sie sich dem feind- 
lichen Geschütz gegenüber, und wurden von demselben furchtbar heim- 
gesucht, zugleich auch in ihren Tiefen auf beiden Seiten von den 
wieder heranrückenden Grenadieren und Reitern angefallen, sodaß 
diese Colonne in Einem Augenblick beinahe zu Grunde gerichtet 
ward). Und indem brachen nun die bis dahin von ihrem König 
zuückgehaltenen englischen Fußvölker auf die schon erschütterte Schlacht- 
ordnung los, in wildentflammter nationaler Kriegswuth; man will 
Engländer bemerkt haben, die ihre Feinde mit den Flintenkolben er- 
schlugen, Frauen unter ihnen, welche zur Flinte griffen, um ihre ge- 
fallenen Männer zu rächen. Die Franzosen sahen ihren Anfall voll- 
1) Extract des Schreibens d. d. Frankfurt 6. Juli 1743; in Klinggräfens 
Depeschen.
	        
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