Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Verhälluiß zu Frankreich. 89 
der kaum eingenommenen Herrschaft von Neapel und Sicilien wieder 
verjagt würde, so war ihm schon die Bedrohung dieser Lande insofern 
gefährlich, als sie den spanischen Hof bewegen konnte, in der ameri- 
kanischen Streitfrage nachzugeben und einen besondern Frieden zu 
schließen. So schien es Lord Carteret zu verstehen, wenn er erklärte, 
er habe damit seine Kanonen gegen Spanien gerichtet. 
Ueberdies war Frankreich in seinen eigenen Grenzen gefährdet: 
Jedermann kannte die Pläne des Lord Stair; wären die Oesterreicher 
und Engländer im Herbst des Jahres 1743 rascher vorgerückt, hätten, 
wie Noailles bemerkt, Eugen und Marlborough statt Georgs II und 
des Prinzen Carl an der Spitze der Verbündeten gestanden, so wür- 
den die Dinge sehr weit haben führen können. 
Unter diesen Umständen gab Ludwig XV die Absicht zu erkennen, 
den Krieg förmlich zu erklären, den nächsten Feldzug mit allen Kräf- 
ten zu führen. 
Im October 1743 ward der vor zehn Jahren geschlossene Fa- 
milienpact mit Spanien in noch umfassenderem Sinne erneuert. Lud- 
wig XV übernimmt darin, die Streitigkeiten zwischen Spanien und 
England zu seiner eigenen Sache zu machen; er verspricht, sich mit 
dem letzteren nicht auszusöhnen, bevor nicht Gibraltar sowohl als 
Puerto an Spanien zurückgegeben sei; er macht sich anheischig, die 
Engländer zur Zerstörung ihrer Colonie in Georgien, zu deren Grün- 
dung sie kein Recht gehabt, sowie aller festen Plätze, die sie auf spa- 
nischem Gebiet errichtet haben könnten, zu nöthigen; dagegen ver- 
Pflichtet sich der König von Spanien, den Engländern ihre Handels- 
vorrechte in Sudamerta vollends zu entziehen. Der nächste Zweck 
der kriegerischen Anstrengungen soll jedoch nach Italien gerichtet sein. 
Hier soll Don Philipp in Besitz von Mailand, Parma und Piacenza 
gesetzt, das Recht der Farnesen auf Castro und Ronciglione geltend 
gemacht und dem König von Sardinien alles das entrissen werden, 
was ihm die französische Krone im Frieden von Utrecht abgetreten. 
hatte. Die Zahl der Truppen, die dazu von beiden Seiten für den 
nächsten Feldzug aufgestellt werden sollten, wurde bestimmt; in den 
Häfen wollte man so viele Caper wie möglich ausrüsten, um der 
englischen Flotte Abbruch zu thun 1). 
Und an diesen Plan knüpfte man nun einen noch unerwarteteren: 
die Bourbonen nahmen sich aufs neue der Rechte der Stuarts auf 
den englischen Thron an. 
1) Segundo pacto de familis, couclnido en Fontainebleau el 25 de 
Octobre de 1743, bei Cantillo Tratados de paz 307.
	        
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