Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

Sittenlehre und Staatsfunbe. 67 
4. Taufc) oder Handel mit Gütern: Handel; 
5. Berfehr (Fortichaffung) der Güter: Poft, Eifenbahn ufm. 
4. Sefundheit: Schuß gegen Exrftanfung; 
5. Bildung: Schuß gegen Unmiffenheit ufm.; 
6. Seelenheil: Schuß gegen Unglaube, Lafter uf. 
"7. Wa: verdanten wir dem wirtfhaftlıden 
Berlehre? 
Sn der Urzeit mußte jede Horde alles, was fte brauchte, felbjt erzeugen. 
Wollte fie effen, fo mußte fie irgendwo Früchte, Wurzeln, Beeren zufammen: 
fuchen oder Fifhe und andre Tiere fangen. Niemand Half ihr und Itand 
ihr bei, felbjt wenn fie den nagenditen Hunger litt. Das mar eine jlimme 
Zeit. Deshalb haben die Menjchen oft und lange darüber nachgedadht, mie 
fie ihr abheifen fönnten. Die eine Horde hatte genug ©eräte angefertigt, 
aber e3 mangelten ihr alle Nahrungsmittel. Die benachbarte Horde hatte 
vielleicht Überfluß an Nahrunggftoffen, es fehlten ihr aber Geräte. Da 
fam jemand auf den Gedanken, fie wollten Güter austaufhen. Die erite 
Horde follte einige entbehrliche Geräte Hingeben, die andre Horde follte da- 
fir etva3 Getreide hergeben. Ein andermal hatte die erite Horde Überfluß 
an Sellen, e3 fehlte ihr aber an Fleifch; die zmeite hatte zwar frleifch, aber 
fie tonnte Selle gebrauhen. So fam der Taufjcd zmwifhen den benad- 
barten Horden auf. Qurd) den Taufh geht eine Sache in andre Hände 
über. Das Eigentum mechjelt den Eigentümer. Die eine Horde hatte viel 
Ninder, aber feine erde und Schafe; die andre hatte zu viele Pferde und 
Schafe, aber feine Rinder. So taufhhte man nun das Vieh. Tür eine Kuh 
gab man vielleicht 4 oder 5 Schafe. 
Se mehr Waren, Geräte, Güter die Menfchen herjtellen lernten, Ddejto 
öfter famen die Menfchen in die Lage, wo fie Sachen brauchten, welche fie 
nicht hatten. Der Bäder fann gar nicht all fein Brot verzehren, er 
will e& auch gar nicht, denn er bädt mehr, als er für fih braudt. Da 
taufhte er nun mit dem Fleifher Brot und Fleifh und Wurft aus; mit 
dem Schuhmacher dagegen Brot, Semmeln, Kuchen und Schuhe und Stiefel, 
mit dem Schneider Brot und Kleider, Anzlige; mit dem Böttcher Brot und 
allerhand Gefäße. So taufhhten au) die Bauern und Städter ihre Erzeug- 
nilfe aus. Der Bauer brachte Getreide, Geflügel, Schweine, Butter, Käfe, 
Mich, Eier ufm.; der Städter gab dafür Gefdirre für die ‘Pferde, Ep- und 
Trinfgefchirr für die Küche und Stube ufm. 
Bald zeigte e3 fih, daß der bloße Taujhhandelun Taufd- 
verfehr nicht recht :paffe. Der Bauer braudjte zwar etliche Wannen, 
Tröge und dergleichen, aber der Böttcher brauchte weder Eier, noch Milch, 
no) Butter, dagegen brauchte er Geld, um feine Binfen zu bezahlen. ©o 
berfaufte ver Bauer für Geld feine Waren an die Keute, melche diefe Waren 
am dringenditen brauchten. Mit dem gelöften Gelde faufte er dann beim 
Böttcher, was er dringend brauchte. Das Geld fan man aufheben und ver- 
menden, menn man e3 braucht, und wie man e3 braucht. Aber Butter, 
Käfe, Eier und viele andere Sachen muß man gleich vertun, jonft merden 
jie fhlecht und verderben. Das Geld ift darum ein bequemes und hödht 
zwedmäßiges Taufh- und Verfehrämittel. 3 läßt fih teilen bis in Die 
Heiniten Wertgrößen. &3 verdirbt nicht und behält feinen Wert. Das 
Geldift aber nichts weiter al3 bezahlte Arbeit. Wenn ein Maurer 
die ganze Woche gearbeitet hat, fo befommt er von feinem Baumeifter 
5s
	        
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