Veegetationsverhältnisse. 93
Auf Thonboden, der das Wasser zurückhält oder in der Nachbarschaft
gern austretender Flüße, unter dem Schatten der Erlen und Weiden, auf
Sumpf= und Auwiesen mit einem Worte, erscheint: die Kukuksnelke (Lychnis
llos cuculi), der Purgir-Lein (Linum catharticum), Baldrian (Valeriana
dioica), Kratzdisteln (Cirsium oleraceum, palustre), Sumpfpippan (Crepis
paludosa), Läusekraut (Pedicularis palustris), das Einblatt oder Herzblatt
(Parnassia palustris), Sumpfruhrkraut (Gnaphalium uliginosum), Schlüssel-
blumen (Primula elatior, officinalis), Knabenkrautarten (Orchis maculats,
latifolia, Morio), das Zweiblatt (Listera ovata), das Pfeisengras (Molinia
coerulea) und eine Menge von den saueren Gräsern (Halb= oder Riedgrä-
sern, Seggen): Carex vulgaris, glauca, flava, hirta 2c.
Dort fehlen aber die Zierden der feuchten Wiesen am Fuße der Alpen:
Trollius europaeus; Dianthus superbus; Tetragonolobus siliqucosus; Cir-
sium rivulare, bulbosum; Carduus crispus; Gentiana Pneumonanthe,
asclepiadea, acaulis, verna, utriculosa; Primula farinosa; Polygonum vi-
viparum; Orchis miltaris; Ophrys muscifera, Arachnites; Herminium
Monorchis; Totieldia calyculata, und was auch dem Laien bei der Durch-
wanderung des Gebietes im Herbste auffällt, Colchicum autumnale, die
Herbstzeitlose, nebst einer großen Anzahl von Riedgräsern, welche dem Kalk-
boden eigen sind.
Aus der Sumpfwiese bildet sich mit der Zeit durch die Vertorfung suc-
cessiver Pflanzengenerationen das eigentliche Moor. Man hat davon zwei
verschiedene Formen unterschieden: Hochmoore oder Filze, welche sich un-
ter dem Einfluße weichen Wassers auf Thon= und Kieselboden bilden, und
Wiesenmoore oder Möser, welche auf Kalkboden und unter Einfluß von
hartem Wasser entstehen (vergl. im ersten Bande pag. 151 u. d. f.). Der
bayerische Wald besitzt, da Granit und Gneiß in der Regel einen das Wasser
durchlassenden Boden bilden, keine ausgedehnten Moore und der Natur seines
Wassers gewäß erscheinen diese meist mit dem Charakter des Hochmoores. Auf
den Polstern rothbrauner Torfmoose (Sphagnum -Arten), welche die Fläche hier
dorwiegend überdecken, finden sich: Das Moosveilchen (Wiola palustris); der
Sonnenthau (Drosera rotundifolia); das Herzblatt, oder wie es auf dem
Lande ob dem Zufammenfallen seiner Blüthezeit mit der Heimkehr der Stu-
denten heißt, das Studentenröslein (Parnassia palustris); das Sumpf-Weide-
röschen (Epilobium palustre); das zierliche Secum villosum; eine Art
Schwarzwurzel (Scorzonerahumilis); die Ranschbeere (Vaccinium uliginosum)
und die Moosbeere (V. Oxycoccos); die dem Haidekraut nahe verwandte Torf-
scheide (Andromedea polifolia); der Fieberklee (Menyanthes trifoliata); Arten des
Läusekrautes (Pedicularis palustris, sylvatica und das stattliche Pedicularis
Sceptrum Carolinum); das Fettkraut (Pinguicula vulgaris)z der kleine
Wasserschlauch (Utricularia minor); Sumpfweiden (Salix repens, aurita);
die weichhaarige Birke (Betula pubescens); die Zwergkiefer als aufrechte Form