Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Vegetationsverhältnisse. 95 
ren ihres Ursprunges aus abgetriebenem Walde an sich tragend. Im unteren 
Theile des bayerischen Waldes sind es besonders die Birkenwaldungen, welche 
durch eine eigenthümliche Bewirthschaftung des Bodens, wovon später noch 
die Rede sein wird, für eine Reihe von Jahren der Weide Platz machen. Eine 
kurze, schlecht geschlossene, vom Viehe vertretene Grasnarbe, größtentheils aus 
dem dürren Bürstengrase (Nardus stricta, im Walde „Bürstling“ genannt) 
gebildet, bedeckt hier den Boden, über den sich da und dort verkrüppelte, ent- 
gipfelte, angeäste Fichtenbüsche, Maulwurfshügeln gleich erheben oder einzelne 
größere Bäume, bis nahezu an die Spitze ihres Astschmuckes beraubt, nur 
oben mit einem grünen Schopfe versehen, gleich einem Maibaume. Ist der Bo- 
den steinig, so bemächtigt sich mit Vorliebe „die Kranabitstaude“ (Juniperus 
communis) des Terrains. Außerdem finden sich in bald größerer, bald ge- 
ringerer Menge als Reste des früheren Waldes und häufig aus zurückgeblie- 
benen Wurzelstöcken entsprossend, was dem Walde als Unterholz angehört hatte: 
Haselnuß (Corylus Avellana), Sahlweide (Salix caprea), Weißdorn (Cra- 
taegus oxyacantha u. monogyna), Schlehen (Prunus spinosa), Hundsrosen 
(Rosa canina), Hollunder (Sambucus nigra), Vogelbeeren (Sorbus Aucu- 
paria). Dazu einzelne Birken, Erlen, Zitterpappeln, Hainbuchen, Eichen, 
Föhren. Die Oberfläche des Bodens zeigt vielfach schwache Erhebungen, wohl 
von verstrichenen Resten ehemaliger Baumstöcke herrührend, auf welchen 
vorzüglich das Katzenpfötchen (Gnaphalium dioicum), das Mäuseöhrchen 
(Hieracium Pilosella), die Blutwurz (Potentilla Tormentilla) und an der 
Stelle des Grases dunkelgrüne Moose (Polytrichum formosum u. junipe- 
rinum) wuchern. Daneben finden sich der kriechende Hahnenfuß (Ranun- 
culus repens), Hornkraut (Cerastium triviale), die Hauhechel (Ononis re- 
pens), Fingerkraut (Potentilla anserina, verna), Haidestroh (Galium syl- 
vestre), Spieß-Löwenzahn (Leontodon hastilis), wilder Thymian (Thymus 
Serpyllum), Augentrost (Euphrasia stricta, i. e. Euphr. oflcinalis v. nemo- 
rosa), Wolfsmilch (Euphorbia Cyparissias), Wegerich (Plantago media u. 
lanceolata); an feuchten Stellen das Sumpfruhrkraut (Gnaphalium uligi- 
nosum), hie und da der deutsche Enzian (Gentiana germanica) und im 
oberpfälzischen Gebiete auch der Feldenzian (Gentiana campestris), und mit 
besonderer Vorliebe für betretene Stellen, die Ränder der Wege, der Breit- 
wegerich (Plantago major), der Vogelknöterich (Polpgonum avicularc), die 
Krötenbinse (Juncus bufonius); auf höher gelegenen Plätzen endlich, auf Berg- 
triften dominirend Pteris aquilina, der Adlerfarn, im Walde, wie die Farn- 
kräuter überhaupt, „Rasch“ genannt. 
Von der Trift unterscheidet sich die Haide durch ihre größere Sterili- 
tät, ob welcher sie höchstens für Schafe eine Weide darbietet, und durch das 
überwiegende Auftreten des Haidekrautes (oder vielmehr Haidestrauches), Cal- 
luna vulgaris. Sie hat zum großen Theile ihre Pflanzendecke gemeinschaft- 
lich mit der Trift, und ist, wenn auch magerer (d. h. zurückstehend an safti-
	        
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