96 Vegetationsverhältnisse.
ger, grüner Pflanzenmasse), doch reicher an Pflanzenarten, indem viele Pflan-
zen, welche von der Weide das Ammoniak des Düngers vertreibt, hier unge-
störtes Fortkommen finden. Wir heben, um ihre Vegetation zu vergegenwär-
tigen, folgende hervor: Das Kreuzblümchen (Polygala vulgaris), die Klebnelke
(Lychnis viscaria), die Bergpetersilie (Peucedanum Oreoselinum), das
Zehrkraut (Betonica officinalis), das Leinblatt (Thesium pratense), bie
Nacktdrüse (Gymnadenia conopsea), die Kukuksblume (Platanthera bifolia),
die Feld--Hainsimse (Luzula campestris), Carex praecox, Festuca ovina,
Poa annua, Nardus strieta in großer Menge, und wo unter Bedeckung der
Haidebüsche dem Boden mehr Schatten und Feuchtigkeit gesichert wird, neben
Pedicularis sylvatica massenhaft das isländische Moos (Cetraria islandica),
die Hungerflechte (Cladonia rangiferina) und von Laubmoosen namentlich
Hypnum Schreberi, purum und abletinum. Findet sich dem Boden mehr
Kalk beigemischt, wie im Vorderzuge und Hornblendegebiete, so erscheinen:
Helianthemum vulgarc, Potentilla opaca, Carlina acaulis, Campanula
glomerata, Euphorbia verrucosa u. a.
Aus dieser Aufzählung läßt sich ersehen, welch beträchtlicher Unterschied
zwischen den großen Haideflächen Südbayerns und den an Berghängen meist in
geringer Ausdehnung, aber in größerer Häufigkeit (namentlich im Oberpfälzer-
Gebiete) vertheilten Haidestrecken des bayerischen Waldes ist, zu welchen im
unteren Gebiete vorzüglich die Bedeckung des Pfahles rechnet. Hier findet
sich nichts von jenen schönblumigen Gewächsen, wie Anemone patens, Pul-
satilla, vernalis, Adonis vernalis, welche die Haiden an der Isar im ersten
Frühlinge zieren, oder von jenen seltneren, welche in späterer Jahreszeit den
Freund der Pflanzenwelt an sich ziehen: Thalictrum galioides, Linum pe-
renne, tenuifolium, Potentilla cinerea, Centaurea axillaris, amara, ma-
eulosa, Scorzonera purpurea, Thesium intermedium, Ophrys aranifera,
Arachnites, Gladiolus palustris etc.
Hier und auf den vorhin erwähnten Triften fehlen auch die sonst auf
Kalkboden häufigen Reseda luteola, Tunica Saxifraga, Ononis spinosa,
Anthyllis Vulneraria, Hippocrepis comosa, Spiraca Filipendula, Poten-
tilla reptans, Seseli coloratum, Asperula Cynanchica, Galium boreale,
alle Orobanche-Arten außer der vanilleduftenden O. cruenta, Gentiana cru-
ciata, ciliata, Veronica spicata, Globularia vulgaris, Orchis ustulata,
coriophora, Carex ericetorum, Köhleria eristata, Phleum Böhmeri u. a.
Schreiten wir nun von den niederen Hügeln und den Geländen der
Berge durch den Gürtel der Waldungen vor zu den Höhen, so finden wir
da, wo die Waldung lichter wird, wo die Tanne (im Mittel bei 3746·) und
die Buche (im Mittel bei 3785·) verschwindet, die Fichte allmählig niederer
und strauchartig wird, um auf den höheren Gipfeln (4120°) allmählg der Zwerg-
oder Legföhre Platz zu machen, eine veränderte Bedeckung des Bodens, welche
als Bergtrift, oder, wo der Wald gänzlich entfernt und die Decke für