Vegetationsverhältnisse. 97
die Heuerndte nutzbar gemacht wurde, als Bergwiese (im Lande selbst
„Schachten“ genannt) sich darstellt. Pflanzen der Niederungen verlassen
uns hier und neue, Freunde des Lichtes und der Bergluft, treten an ihre
Stelle. Zu den ersteren gehören: Ranunculus acris, bulbosus, Cardamine
pratensis, Draba verna, Dianthus deltoides, Hypericum perforatum,
Potentilla anserina, verna, Sanguisorba officinalis, Carum Carvi, Pim-
pinella magna, Heracleum Sphondylium, Succisa pratensis, Gnaphalium
uliginosum, Cirsium oleraceum, Crepis biennis, Euphrasia stricta, Thy-
mus Serpyllum, Prunella vulgaris, Primula elatior, officinalis, Plantago
media, lanceolata, Gymnadenia conopsea, Alopecurus pratensis, Phleum
pratense, Poa trivialis, Dactylis glomerata, Cynosurus cristatus 2c. 2c.
Andere, welche auch in den Niederungen sich finden, wuchern hier besonders
üppig und in überraschender Häufigkeit, so: Alchemilla vulgaris, Arnica
montana, der Wohlverleih, im Walde Johannisblume genannt; Imperatoria
Ostruthium, die Meisterwurz; Willemetia apargioides, Cirsium hetero-
phyllum, Phyteuma nigrum, bie Stelle von Ph. orbiculare im Urgebirge
vertretend, Rumex Acetosella, Carex leporina, Agrostis vulgaris, Aira
caespitosa, flexuosa. Von den neuen, welche hinzutreten, erwähnen wir: Meum
Mutellina, den Mardaun der Alpen, hier zu Land „Bärwurz“, genannt,
bekanntlich eines der vortrefflichsten Futterkräuter, von dessen häufigerem Vor-
kommen der größere Werth solcher Triften abhängt, Gnaphalium norwegi-
cum, Campanula Scheuchzeri, Gentiana pannonica, Rumezx arifolius,
Gymnadenia albida, Luzula maxima die große Hainsimse, Calamagrostis
Halleriana, Phleum alpinum, Poa alpina. In den Felsenklüften endlich der
höchsten Gipfel nistet neben zahlreichen polsterfsrmigen Moosen und mannich-
faltigen Flechten, die das verwitterte Gestein mit der ehrwürdigen Farbe des
Alters überziehen: Agrostis rupestris, hier getrennt von der in den Alpen
sie stets begleitenden Schwester A. alpina, Empetrum nigrum, Cardamine
reselifolia, und der Schmuck des Arbers und Ossers Juncus trifidus, von
dem Volke nicht unpassend „Gemsbart“ genannt, das Edelweiß des bayerischen
Waldes, das der Berg gleichsam als Attest über den Besuch seines Gipfels
dem unverdrossenen Steiger mit auf den Heimweg gibt; daneben noch zier-
liche Farnkräuter, Cystopteris fragilis, regia, Polystichum spinulosum,
Polypodium alpestre und vulgare, und von den nahverwandten Bärlapp-
pflanzen Lycopodium Selago und alpinum.
Daß die Gipfel des bayerischen Waldes nicht reicher an Alpenpflanzen
sind, hat, wie schon einmal berührt, außer in der Beschaffenheit des Gesteines
seinen Grund in der geringen Erhebung über die Waldregion. Der Mensch
hat versucht, der Natur hier nachzuhelfen. Vor etlichen Jahren wurde die Al-
penrose (Rhododendron hirsutum) auf den Gipfel des Arber verpflanzt. Sie
soll hier fortkommen.
Von den Flechten, welche das Gestein überziehen, mag es gestattet sein,
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