104 Vegetationsverhältnisse.
Das dritte Jahr ist bereits ohne Erträgniß, und nun beginnt die Wald-
wirthschaft auf's Neue.“ Nach einem mehrmaligen Umlaufe dieses Wechsels
bleibt endlich der Boden sich selbst überlassen, schlechte Weiden und Oedungen
bildend und kaum in anderer Weise von nennenswerthem Nutzen, denn als
Fläche zum Flachsrösten.
„Nicht der Birkenwald allein, auch der Hochwald muß den Ansprüchen
der Viehzucht dienen und zwar gerade im Centralgebirge. Schon wie der
Schnee vergeht sind diese Wälder von Rinderheerden bewohnt, viele Hunderte
auf einem Berge. Das abgefallene Laub und die Nadeln, selbst das Moos
wird zur Streu geholt, so weit es nur zu holen ist. Es ist das der sicherste
Weg, den Boden improduktiv zu machen, so wie wir ihn im oberpfälzischen
Theile des Gebietes auf eben diesem Wege größtentheils schon geworden sehen.
„In den Niederungen gegen die Donau hin begegnen wir auch Hain-
buchen (Carpinus Betulus bis 2140 in größeren Beständen. Die Abhänge
um Passau, Obernzell tragen vorzugsweise diese Baumart. Untergeordnet sind
Eichen (Quercus pedunculata bis 2425“ und da und dort auch O. sessili-
flora bis 2200°), Linden (Tilia grandifolia „Mooslinde“ bis 2900“, T.
parvifolia „Steinlinde“ bis 1900°). Im ganzen Walde ist die Lerche (Pinus
Larix) nirgends wild.“ Wohl aber wurde in neuerer Zeit ihre künstliche An-
zucht in Waldungen vielfach versucht, und so weit die Erfahrungen gehen
(20—30 Jahre) mit gutem Erfolge. Der Lerche scheint ein bittererdereicher
Boden besonders zuzusagen. Auch mit der Anzucht der Zirbe (Pinus Cem-
bra) wurde in neuester Zeit (am Rachel) ein Versuch gemacht.
„Im närdlichen Gebiete (Oberpfalz), namentlich auf Sandstein der Kreide
und des Keupers, in Niederungen bis 1400“ bildet die Kiefer größere Be-
stände, die unter den nämlichen Einflüßen wie die Birkenberge ein von außen
und innen trostloses Aussehen haben.
„Alle diese Wälder sind angetastet von der Hand des Menschen und durch
ihn wesentlich in ihren gegenwärtigen Zustand versetzt. Dieselbe Hand hat so-
wohl die Vortheile des fruchtbarsten Bodens zu erhöhen gewußt, als auch ist
es ihr gelungen, dieselben ganz und gar zu vernichten. Es lohnt sich nun
der Mühe nachzusehen, wie sich der Wald ungestört von diesen menschlichen
Einwirkungen im natürlichen Urzustande äußert. Wir finden im gesammten
Gebirge bayerischer Seits nur einen kleinen, kaum nennenswerthen Distrikt,
welcher in diesem Zustande geblieben ist. Nur am Falkenstein um Zwiesel und
am Rachel gibt es noch etwas Urwald — am Falkenstein überdieß in einer
Höhe, die keineswegs mehr der schönsten Baumentwicklung günstig ist. Wenn
wir erfahren wollen, wie es im bayerischen Walde etwa noch zu Anfang des
Jahrhunderts streckenweise ausgesehen hat, müssen wir uns in das benachbarte
Böhmen begeben. Das ungestörte viel tausendjährige Walten der Natur baut
sich in solchen Wäldern ein Asyl, welches kaum unserm Fuße, noch weniger
unseren Begriffen zugänglich ist, so schwer ist es ohne eigene Anschauung eine