106 Vegetationsverhältnisse.
Recht. Nehmt den Alpen ihren Wald — wie es ja geschehen ist im Süden
— die Alpen bleiben die Alpen! Was wäre aber der bayerische Wald ohne
seinen Wald? Er wäre ein abscheuliches, langweiliges, ödes, geistloses Land,
ein Gebirge ohne alle Landschaft, da ihm ja ohnedies auch die Wasserfläche
abgeht. Wie schön die Waldung sein kann, erfahren wir erst im Walde; der
Wald aber gefällt uns, weil ihn die Waldungen zieren.“
An der Zusammensetzung dieser Wälder nehmen außer den schon nam-
haft gemachten Baumarten besonders in Vorwäldern noch Theil: Prunus
Padus, die Elsebeere (bis zu einer Höhe von 2144“ gehend); Fraxinus er-
celsior, die Esche (bis 29171); Ulmus campestris, der Feldrüster (bis 30500),
e#ffusa, der langstielige Rüster (bis 1100°·) und suberosa, der Korkrüster (bis
1360/); seltener Populus tremula, die Espe (bis 3358°'); Populus nigra,
die Schwarzpappel (bis 10507) und im Hochwalde hie und da eine Eibe
(Taxus baccata, bis 3423-).
Das Unterholz bilden außer den schon bei der Trift und dem Uferge-
büsche aufgezählten Straucharten: Sambucus racemosa, der Trauben-Hollunder;
Lonicera nigra und coerulca, die schwarze und blaue Heckenkirsche; Salix
cinerea, die aschgraue Weide. (Von den im alpinischen Gebiete auftretenden
Holzgewächsen vermissen wir hier: Prunus Mahalchb, die Mahalebkirsche;
Acer campestre, den Feldahorn oder Maßholder; Sorbus Aria, die Mehl-
beere; Sorbus torminalis, die Atlasbeere; Aronia rotunditolia;, die Felsen-
birne; Ilex Aquilegitolium, die Stechpalme; Lonicera Xylosteum, Rosa ar-
vensis.) Unter diesen Gehölzen wuchert ein Wald von Heidelbeeren (Vacei-
nium Myrtillus), getrocknet hier die Stelle der gedörrten Kirschen und Zwetsch-
gen vertretend, und von Preißelbeeren (Vaccinium Vitis Idaea), hier zu Land
„Zwängern" genannt; als enge dem Boden sich anschließende Decke ferner
ein Wald von Moosen, reichlich besetzt im Frühjahre und Herbste von man-
cherlei Pilzen, nützlichen und schädlichen. Von ersteren mag namentlich er-
wähnt sein der Steinpilz (Boletus edulis), welcher besonders in der Ober-
pfalz in großer Menge gesammelt wird und der ärmeren Klasse ein willkom-
menes Nahrungsmittel liefert; daueben der „Eierschwamm“ (Rehling, Can-
tharcllus cibarius), der „Röthling“ (Reitzker, Lactarius deliciosus), der
Brätling (Agaricus volemus), der Waldchampignon (Agaricus sylvaticus),
die Morchel (Morchella esculenta), die Hirschzunge (Hydnum imbricatum),
das Schafeuterl (Polpporus ovinus) u. s. f. Weiter noch der auf Buchen
häufige Feuerschwamm (Polrporus fomentarius), im Walde den eigenthüm-
lichen Namen „Hadersei“ tragend.
Im Uebrigen sind es die bekannten Pflanzen des humosen Waldbodens,
welche den Wald auch im Urgebirge bevölfern: Ancmonc nemorosa, bie Hain-
anemone; Ranunculus lanuginosus, nemorosus, aconitifolius Hahnenfuß-
arten; Actaca spicata, Christophswurz; Viola sylvestris, Waldveilchen;
Geranium Robertianum, Roberts= hier „Wanzenkraut“; Impatiens Noli