Die oberpfälzische Mundart. 213
durch besonderen Nachdruck, z. B. glei' geiht Er 4ssi = gleich gehe er hin-
aus, si steit af = stehe sie auf.
6. In Absicht auf die lexicale Bildung der verba seien noch folgende
Bemerkungen gestattet:
Im Naab= und Pegnitzdialekte ist die Nachsilbe ein, flectirt einen,
ein n üblich, um aus den Namen von Gegenständen und Eigenschaften
intransitive Verba zu bilden, welche mit diesen Gegenständen eine Aehnlich-
keit namentlich in Bezug auf Geruch und Geschmack haben z. B. rauch-einen
(raucheinT’n), biereinen, gouteinln. Die Adjectivform ist einet: körwa-
einet = kirchweihmäßig (Nürnberg). — ge als lexicale sinnverstärkende
Vorsilbe kommt auch im Oberpfälzischen, wenn gleich nicht so häufig als im
Bayerischen, vor, so glangen (zureichen), sich ang'stell’n etc.
Viertes Kapitel.
Oertliche Abstufungen des Dialektes. Sprachproben.
Andeutungen über die Abstufungen in der oberpfälzischen Mundart enthalten
bereits die einleitenden Worte zu dieser Abhandlung. Wir können füglich
das Gebiet zwischen Vils und Naab und vom sogenannten Pfahle nordwärts
bis an die bereits näher bezeichnete mitternächtige Gränze jenseits der Korn-
berge gegen die böhmische Stadt Asch als das Mutterland dieses Dialektes
bezeichnen. Westlich der Vils, herab bis zur Lauterach, im alten Herzogthum
Sulzbach ändert sich das Idiom selbst zwar wenig, aber die Aussprache ist
auffallend schärfer und modulirter. Der katholische Amberger steht rücksicht-
lich seiner Sprache vom nachbarlichen protestantischen Sulzbacher weiter ab,
als von dem entfernteren Neumarkter oder Velburger, dessen Rede wieder
den Klang des Mutterdialektes hat, oder von dem Colonen des Sechsämter-
Bezirkes (ehemaligen Wunsiedler Kreises). Die Sulzbacher Mundart hin-
wider bildet den Uebergang zu jener an der Pegnitz, soweit wir sie in das
oberpfälzische Sprachgebiet hereinzuziehen haben. Typisch ist der Nürnberger
Stadtdialekt, der — wie bereits vielfach in Beispielen nachgewiesen wurde —
neben manch' anderer Eigenthümlichkeit sich auch dadurch von der Mundart
des oberpfälzischen Kernlandes unterscheidet, daß er weniger reich an gebro-
chenen Lauten ist. Insbesondere ist ihm die Umlautung des hochdeutschen ei in
oi (sieh vorne beim Buchstaben e) weniger geläufig. Er gebraucht hiefür ein
langes a. Ambergisches alloi-, broit, hoimli, Stoi- Loib, 2c. ist Nürnbergi-
sches alld, brát, hámli, Std-, Läb); Bayerisch anlos, broat, hoamli,
Stos, Loab). — Auch die Verschärfung des Conson. J in G ist dem
Nürnberger ungewohnt; er sagt jung, Jaua (Jahr), Jumpfä (Jungfer).
Auffallender Weise bilden die Nürnberger Stadtmauern auch eine präg-
nante Dialektgränze. Das Jdiom lautet bereits in Fürth plumper, in den