Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

232 Oberpfalz u. Regensburg. 
Kopp, Kopp auf der Haid! 
Hätt' ich geschworen kein' falschen Eid, 
Müßt ich nicht immer schrei'n: 
Kopp, Kopp auf der Haid! 
Dem Teufel sind die Hoffärtigen und alle jene verfallen, so sich unrecht 
Gut aneignen und den Sonntag schänden. In der Fuchshüttener Revier 
lebte einmal ein Kohlenbreuner mit seinen zwei Töchtern. Wider alles Ab- 
mahnen zündete er in der heiligen Dreikönigsnacht seinen Meiler an. Als 
des andern Morgens die Leute aus der Kirche heimkehrten, fanden sie ihn 
sammt den beiden Dirnen todt vor der Hütte liegen. Der böse Feind hatte 
sie geholt. Noch heißt die Stelle „bei den drei Leuten“. 
Daß hinwider alles christliche Werk dem Teufel ein Dorn im Auge, ist 
selbstverständlich. Er hat es vorzugsweise auf die Kirchen abgesehen, deren 
Bau er zu verhindern fucht. Geht es nicht an, so steigt er dem Baumeister 
zu Leibe und gewinnt dessen Seele. Ich gemahne an die bekannte Sage von 
dem Dombanmeister in Regensburg, der sich ähnliche in ganz Deutschland 
anschließen. Ein in der Oberpfalz sehr verbreitetes Märchen von der Kirche 
zu Vilseck erzähle ich hier in der originellen Weise, wie ich es vernommen. 
Den Teufel ärgerte der spitze Thurm der Vilsecker Pfarrkirche schon deßhalb, 
weil er sich etliche Mal bei seinen Luftfahrten die Hose daran zerrissen hatte. 
Also faßte er den Plan, den Thurm einzuwerfen, nahm einen Kolmünzer!) 
von gewaltiger Schwere, der just am Wege lag und schleppte ihn mit sich 
fort, um damit sein Vorhaben auszuführen. Als er keuchend den Kreuzberg 
anstieg, da begegnete ihm im Birket, nicht weit ab von der Landstraße, die 
von Vilseck nach Amberg führt, eines Schuhflickers Weib, das eine „Kirb'n“ 
voll alter Schuhe am Kopfe trug. Fragt der Teufel, der mittlerweile müde 
geworden, das Weib: „Alte, wie weit ist's noch nach Vilseck?“ Die Ange- 
redete aber hatte ihn am Becksfuß erkannt, und erwiderte schlau: „Hob i 
deina die Schouch alle z’rissen vo Vilseck bis dauher, so a grouß S Stück 
Weg is'’!“ Da,wurde der Teufel ungehalten, warf den Stein von der Schul- 
ter und rief: „Da hol der Teufel Vilseck!“ Zu dem Weibe aber wendete 
er sich mit den Worten: „Sag' den Vilseckern, wenn du wieder heimkommst: 
wär der Weg nicht so weit, hätten sie ihre Thurmspitz zum letzten Mal ge- 
sehen!“ Das Weib hat nachderhand die Botschaft nach Vilseck gebracht; 
seitdem heißt es: „Wo der Teufel nicht selber hinmag, schickt er 
ein altes Weib hin.“ Derselbige Kolmünzer aber von Mannshöhe liegt 
noch im Birket auf dem Kreuzberge bei Vilseck und die Spuren von den 
Krallen und Hörnern des bösen Feindes sind ihm sichtlich eingedrückt. Er 
heißt der Teufelsstein. 
1) Kolmünzer, Kulmizer, eigentlich Grünstein (vergl. Schmeller Idiot. II, 292); 
in dieser Gegend der Oberpfalz aber gemeingebräuchlich für jeden Felsblock.
	        
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