Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

240 Oberpfalz u. Regensburg. 
sich darunter setzt und Schutz findet. Dort heißt es auch, daß das Holzfräu- 
lein sich in Flachs kleide. — « 
II. Donar, altn. Thorr, der über Wolken und Regen gebietende 
Gott, der sich durch Donner und Wetterstrahl ankündigt. Er ist rothbär— 
tig, sein Zeichen der Hammer oder die Axt, sein Baum die Eiche. In 
der christlichen Mythe ist das Geschäft, zu donnern, dem heiligen Petrus über- 
tragen. Wenn es donnert, sagt der Oberpfälzer, führt St. Peter U. L. Frau 
im Himmel in einem Wagen spatzieren, oder er ergötzt sich am Kegelspiel. 
Petrus aber ist rothbärtig wie der alte Donnergott. — Um Falkenstein 
werden beim Anzuge eines Gewitters unter Anrufung der hl. Dreifaltigkeit 
vor dem Stadel und der Hausthüre drei Kreuze mit einer Axt in den Erd- 
boden geschlagen, damit der Blitz nicht zünde. Die Sage vom Donner= 
keil, den der Blitz thurmtief in den Erdboden hineinschlägt, ist auch hie zu 
Lande daheim. — Der Bilitzstrahl, heißt es in der Oberpfalz, schlägt nicht 
gerne in die Eiche; wenn er einschlägt, zündet er nicht. Die Eichenwälder 
gehören vorzugsweise zu den „heiligen Hölzern“; dagegen zieht die Birke das 
Wetter an. Haben die Hexen ein Wetter zum Aufstehen gebracht, so kommt 
es zuerst in die Birke, um sie zu zerreissen. 
So werden wir mannigfach an die Embleme der alten germanischen Gott- 
heit gemahnt. Vielleicht trägt auch der Torstein, ein Hügel bei Königstein, 
von ihr den Namen. Diese Vermuthung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn 
man eine in der Umgegend bekannte Sage damit in Verbindung bringt. Un- 
ter den Felsen des Torsteins soll nämlich vor Zeiten ein Männlein gehaust 
haben, welches hat Gewitter machen und donnern lassen können.)) 
Wir können hier füglich eine Episode vom „Hexenglauben“ einschal- 
ten; denn nach der Anschauung des Volkes kommen die Gewitter von den 
Hexen. Die Hexen erscheinen also im Dienste Donars. Ein heftiges, plötz- 
lich aufgehendes Gewitter heißt Hexenwetter. Das „Wettermachen“ ist 
— neben den sonstigen schlimmen Einflüssen, welchen sie auf die Menschen 
und namentlich die Hausthiere auszuüben vermögen — das vorzügliche Kenn- 
zeichen der Hexen. 
Traf Einer einmal eine Dirne, welche mit einem Pfahl im Brunnen 
um einander rührte. Da fragte er sie, was sie denn thue. Die Angeredete 
erwiderte: „Thut es meine Mutter auch; sie nimmt einen Stecken und rührt 
damit im Brunnen hinum und herum, dann kommt das Wetter!“ Da wur- 
den Mutter und Kind verbrannt. — Ein andermal fuhr ein Kaufmann 
von Neustadt mit seinem Kinde in die Stadt. Da kam plötzlich ein Ge- 
1) Gegenüber dem Terstein liegt der Osinger, im Dialekt: Aesinger. Sein Name 
erinnert an die Asen. Im Surlzbachischen gilt die Bezeichnung „du Strahl-Aos, 
du dunnaschlächtigs“ für einen listigen, gewandten, überlegenen Burschen.
	        
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