Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Betriebsamkeit. 343 
pflanzennährenden Bestandtheilen arme und kalte Boden, welcher große Quan- 
titäten Dünger in Anspruch nimmt, sowie die an Stroh und Körner armen 
Ernten führen vom Getreidebau ab zur Viehzucht. Zu deren ausgedehnterem 
und rationellerem Betrieb aber muß erst der Grund gelegt werden durch aus- 
reichende Erzeugung guten Futters. 
Einen schlagenden Beweis für die Steigerungsfähigkeit der Grasproduk-= 
tion liefert das ausgetrocknete Becken des ehemaligen großen Weihers bei 
Pfrentsch. Eine Fläche von 1400 Tagwerken betragend, wurde dieser See 
zum letztenmale 1800 gefischt. Als Weiher ertrug er beiläufig 1200 fl. jähr- 
lich. Nach den bis heute vorgenommenen Ent= und Bewässerungsarbeiten 
eines Theiles dieses Seegrundes trägt derselbe gegenwärtig an jährlichem 
Grasgewinn schon 12000 fl. ein, und höher noch werden diese Renten steigen, 
sind einmal erst die projektirten Meliorations-Arbeiten weiter vorgerückt. Ange- 
sichts solcher Thatsachen war das landwirthschaftliche Kreiscomité mit der k. 
Regierung einer Ansicht, wie die Verbesserung des Wiesgrundes allenthalben 
durchzuführen sei, und ungesäumt dazu der nöthige Anstoß gegeben werden 
müsse. Die Errichtung einer eigenen Wiesenbauschule war zunächst nothwen- 
dig. Hierzu bot sich kaum eine passendere Gelegenheit als das besprochene 
Seebecken, wo praktische Arbeiten mit der Lehre verbunden, und der Wiesen- 
daulehrer zugleich als Techniker für die fortschreitende Umgestaltung des 
Pfrentschersees angestellt werden konnte. Die Schule wurde 1855 gegründet, 
1859 auch durch eine Ackerbauschule erweitert. 
Der landwirthschaftliche Verein des Kreises hat in den jüngsten 
Jahren sehr beträchtlich an Mitgliedern zugenommen. Während er 1852 
1081 Mitglieder zählte, stieg bis zum Jahre 1860 die Zahl derselben auf 
3050, wovon nahebei der größere Theil aus ausübenden Landwirthen besteht. 
Als wichtigste Betriebszweige, denen der Verein seine rührige Thätigkeit zu- 
wendet, betrachtet das Comité den Flachsbau, die Rindviehzucht und 
die Verbesserung der Wiesen. Der Flachsbau wird zu heben gesucht, 
durch vielfache Vertheilung ausgezeichneten Leinsamens, bessere Röste und Ver- 
vollkommnung der Weberei in den einschlägigen Bezirken; die Viehzucht durch 
sorgfältigere Pflege und Reinerhaltung der vorhandenen Stämme. Für He- 
bung der Wiesencultur wirkt schließlich dann die Wiesenbauschule zu Pfrentsch, 
und an ihre Leistungen reiht sich von Seiten des Vereins die Vertheilung 
guter Grassämereien und sonstiger Futtergewächse, edler Zuchtstiere, Preis- 
vertheilungen, landwirthschaftliche Feste 2c. Im Jahre 1858 betrug der Werth 
der Preise für die Leistungen in der Viehzucht die Summe von 864, für die 
im Gebiete des Feldbaues, insbesondere der Flachsgewinnung und Leinwand- 
bereitung 160 fl. Statt der Geldpreise werden neuerdings auch landwirth- 
schaftliche Geräthe vertheilt; die Zahl der Preisbewerber wächst alljährlich. 
In Betreff der Bodenvertheilung bemerken wir, daß viele Anwesen 
nur aus 10— 12 Tagwerken bestehen. Kleine Bauerngüter zählen bis 80;
	        
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