Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

344 Oberpfalz u. Regensburg. 
mittlere 80—150 und die größeren meistens an 200—300 Tagwerke. Meh- 
rere adelige Besitzungen dehnen sich mit Feldern, Wiesen, Wäldern, Weiden 
und Weihern gleichwohl über die Tausende von Tagwerken aus, wovon jedoch 
nicht selten ansehnliche Strecken lediglich aus Weihern, Weiden oder Sumpf- 
stellen bestehen. Bei den Bürgern in Märkten und Städten ist der Grund- 
besitz zahllos zerschlagen. Geschlossen sind im größeren Theile des Kreises 
nur wenige adelige und ehemalige klösterliche Besitzungen. Aller übrige Grund- 
besitz hingegen ist stark parzellirt. Zu glücklichen Arrondirungen fehlt bislang 
leider jede günstige Aussicht, da die Bodenverschiedenheit selbst auf kleinem 
Kreise zu sehr beträchtlich und mithin die Einigung der Betheiligten nur äußerst 
schwer erreichbar ist. Das Kreiscomité theilt seit Jahren schon für vorge- 
nommene Zusammenlegungen Preise bis zu 100 fl. aus, um auch hierin auf- 
zumuntern. Besser arrondirt sind die Einödhöfe, welche sich gegen den bayeri- 
schen Wald hin finden, deren äußeres Aussehen größeren Wohlstand der Be- 
wohner vermuthen läßt, als. das der schmutzigen Dörfer. 
Der Werth des Bodens ist nicht nur sehr verschieden im Kreise 
überhaupt, sondern auch innerhalb der einzelnen Distrikte und der Flurbezirke. 
Im Jahre 1858 schwankte der Preis des Tagwerkes Feld in den Gegenden 
von schlechter und mittlerer Bodenbeschaffenheit zwischen 50 — 150 —300 fl. 
In den Lagen mit besserem Boden, wie in den Naabthälern, in Weiden, 
Cham, sowie im Dunkelboden, bezahlte man in letzterer Zeit das Tagwerk zu 
3—500 und Wiesen um 400— 1000 fl. Zu diesen letzteren enormen Ange- 
boten haben freilich die in den jüngsten Jahren bestehenden hohen Getreidepreise 
beigetragen, deren Sinken ein Zurückgehen des Bodenwerthes sicherlich auch 
hier veranlassen wird. An Pacht wurde zu derselben Zeit in der Nähe von 
Regensburg für guten Grund und in geschlossenem Complexe 12—18 fl. ent- 
richtet. In den nördlichen und östlichen Theilen des Kreises bei minder 
guter Beschaffenheit betrug dagegen der Pachtkanon bei ganzen Gütern 5 bis 
7 fl., der bei Parzellirung guter Grundstücke per Tagwerk aber auch bis zu 
10—12 und 15 Gulden aufwärts stieg. 
Bei der ziemlich dichten Bevölkerung des Kreises fehlt es nicht an land- 
wirthschaftlichen Arbeitern, obgleich auch durch die industriellen Un- 
ternehmungen viele Hände beschäftigt werden. Mit Ausnahme Oberfrankens 
hat die Oberpfalz vor allen bayerischen Kreisen die billigsten Arbeitslöhne. 
Nur in der neueren Zeit fand durch den Bau der Eisenbahnen auch hierin 
eine Steigerung statt. In der Donaugegend, Eglofsheim, Cham und gegen 
das Fichtelgebirge hin, erhält der Knecht des Jahrs 36 —40 Gulden, nebst 
Leinen zu einigen Hemden. Die Magd 20—25 fl., neben 10—15 Ellen 
Leinwand und einem Halstuch, wozu ihr etwas Feld zum Ausbau eigenen 
Leines angewiesen wird. In den übrigen, minder reichen Distrikten des Krei- 
ses erhält der Knecht blos 30—40 und die Magd 10— 20 fl., mit gleichen 
Naturalbezügen, wie sie angegeben sind. An Kost ist folgende Verabreichung
	        
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