Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Betriebsamkeit. 347 
STweites Aapitel. 
Feldwirthschaft. 
Die Dreifelderwirthschaft mit unbebauter Brache ist im Kreise 
allenthalben üblich, besonders in den höher gelegenen und vorwaltend sandi- 
gen Theilen. So wenig dieses System an anderen Orten gerechtfertigt ist, 
beruht es doch hier häufig auf gutem Grunde. Wo erst zu Ende April die 
Vegetation beginnt und vorher der Feldbau kaum begonnen werden kann, wo 
Spätfröste oftmals vorzukommen pflegen, und endlich frühzeitig schon der 
Winter eintritt, da wird die Fruchtwechselwirthschaft niemals möglich sein. 
Diese Umstände treten in einzelnen Gegenden derart zu Tag, daß sogar der 
Bau des Wintergetreides als gewagt erscheint, also nur Sommerfrüchte vor- 
waltend gebaut werden. Zur Beibehaltung der leeren Brache geben außer- 
dem noch Anlaß: große, weit gestreckte, hügeligte Fluren, nebst viel zersplitter- 
ten Besitz und der vielfältig noch bestehende Weidetrieb. Dabei darf aber 
nicht unberührt bleiben, daß reine Brache auch in den günstigeren climati- 
schen wie Bodenverhältnissen heute noch aufzufinden ist. Hier können natür- 
lich für deren Beibehaltung haltbare Gründe kaum aufgefunden werden, und 
wäre da Gelegenheit zu sehr vermehrter Produktion des Bodens gegeben. 
Bebaute Brache kam in Aufnahme an vielen Orten, wo bei kleinerem 
Besitz der Boden und das Clima einen häufigeren Anbau zulassen. In solchen 
Verhältnissen fehlt alsdann der wichtige Kleebau nicht, der neben Hackfrucht, 
Buchwaizen, Lein 2c. die Brache deckt. Die bei der Dreifelderwirthschaft an- 
derwärts übliche regelmäßige Flürung wird hier nur selten eingehalten, und 
#s herrscht gegentheilig im Anbau größere Ungebundenheit und Freiheit. Eben- 
sowenig hält man an der Regel, aus Winterfrucht jedesmal Sommerung fol- 
gen zu lassen, sondern baut vielmehr oftmals nach einander Winterfrucht, 
wie es eben der Boden zuläßt. 
Von der bebauten Brache zum wirklichen Fruchtwechsel ist bekanntlich 
nur ein Schritt. Wo ihn die besseren Bodenverhältnisse gestatteten, da ist 
derselbe von verständigeren Landwirthen auch schon gemacht worden. So lassen 
1. B. in der Weidener Gegend mit Lehmboden bessere Landwirthe ihre Früchte 
in der folgenden Rotation sich folgen: 1. Klee; 2. Winterwaizen, oder auf 
mageren Boden Winterroggen (gedüngt); 3. Winterroggen; 4. Kartoffeln, 
Kraut, Flachs (gedüngt): 5. Sommerwaizen, nach Kraut auch Winterwaizen; 
6. Winterroggen oder Gerste, mit Kleeeinsaat. In der Gegend von Tirschen- 
reuth baut man auf besserem Boden: Waizen, Gerste, Klee; auch da und 
dort Haidekorn und öfters Lein. Die Sechsfelderwirthschaft wird überhaupt 
auf den größeren Gütern ziemlich häufig betrieben, namentlich in der Nähe 
Regensburgs, die einen seltenen Kraftzustand des Bodens aufzuweisen haben. 
Da werden alle Getreide= und Hülsenfrüchte erzielt. Der Wurzel- und Klee- 
bau hat angemessene Ausdehnung erhalten; Mengfutter und Saubohnen feh-
	        
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