Betriebsamkeit. 353
gebirge näher gelegenen Bezirken benützt man Gülle zur Befruchtung der
Wiesen; sonst kennt man aber die begeilende Wirkung derselben selten, daher
es sehr zu loben ist, daß der landwirthschaftliche Verein in neuester Zeit auch
Schritte that, den Werth der Gülle anschaulich zu machen. Während der
Grundbesitzer in der Nähe von Wunsiedel sich künstlichen Dünger für die
Viesen herzustellen weiß, indem er Rasenstücke abhebt, sie auf Haufen setzt,
zeitweise dann mit Gülle überführt und diese Haufen umsticht, bis die Erd-
masse fein geworden und von der Jauche sämmtlich imprägnirt ist, kennt der
eigentliche Oberpfälzer diese Methode so wenig als die Bereitung von Kom-
post= und sonstigen Kunstdünger. Allenthalben finden sich Weideplätze, auf
denen Rinder, Schafe und Schweine blos spärliche Nahrung findend, den
ganzen Tag umher getrieben werden. Dieser Weidetrieb mit Heerden und
Einzelstücken ist es, der vielfältig als der Hemmschuh der besseren landwirth-
schaftlichen Entwicklung entgegentritt. Um weniger schlechter Weide gewiß zu
sein, entschlägt man sich dem besseren Bemühen, diese Plätze in nützlichere
Felder und Wiesen umzuschaffen. Unwiederbringlich geht der Mist verloren
und unge füllt bleiben deßhalb die betreffenden Dungstätten. Zum Ueberfluß
schadet dieser Weidekrieb aber auch noch dadurch, daß er zu Feldfreveln aller
Art Anlaß gibt und eine sorgsame Ackerwirthschaft in vielfacher Weise stark
beeinträchtigt.
Obstbaumzucht und Gartenbau. Obwohl der Boden und das
Klima in vielen Gegenden des Kreises der Obstbaumzucht nicht abhold sind,
so wird dieselbe doch nur in vereinzelten Distrikten und in den Thalbezirken
mit größerer Sorgsamkeit betrieben. Kahl und nackt erscheinen deßhalb viele
Furen, da ihnen die liebliche Beschattung der Bäume fehlt; und da wo solche
in den Dörfern und deren Nähe vorhanden sind, tragen sie geringe Früchte.
Der Gartenbau hat Aufnahme gefunden in den Kreishauptstädten und
deren Umgebung, auf den Besitzungen des Fürsten Thurn und Taxis, sowie
in den Provinzialstädten und größeren Besitzungen. Sonst aber finden sich,
mit Ausnahme von Krautgärten nur wenige eigentliche Gartenanlagen. Die
Gärten anstoßend an die Wohnhäuser sind meistens klein und schlecht gepflegt,
weshalb sie auch nicht als besondere Zierden der Häuser und Orte erscheinen.
Die Blumistik steht daselbst auf tiefer Stufe. Den Gärten fehlt der Blumen
Zierde, die nicht minder vermißt wird an den Häusern, daher die niederen
Holzwohnungen oftmals so überaus unfreundlich und ärmlich vor das Auge
treten. Nur sehr vereinzelt lacht ein gut gepflegtes Gärtchen dem Wanderer
entgegen.
Drittes Kopitck.
Viehwirthschaft.
Pferdezucht. Dieselbe wird im Regierungsbezirke nicht stark betrie-
ben. In größerer Zahl werden Pferde gezüchtet in den Landgerichtsbezirken
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