Betriebsamkeit. 363
jüngsten Kammerverhandlungen bieten die erfreulichste Aussicht auf möglichste
Abhilfe. Nicht nur die eifrigst bethätigte Aufsuchung von Steinkohlenlagern
in der Oberpfalz selbst, worüber wir unten Näheres berichten, auch der neu
eröffnete Schienenweg nach Böhmens reichen Kehlenlagern, sowie die unaus-
bleibliche Einführung des Pfenningtarifes für Kohlenfrachten eröffnen dem
Freunde der bayerischen Industrie die trostvolle Aussicht, daß auch die Ober-
pfalz die Vortheile der Cokesroheisenproduktion in Bälde ge-
nießen wird.
Unsere Eisenindustrie erfordert weiteres noch des wohl auf das geringste
Maaß zu reducirenden Schutzzolles, sollen die Staatsabgaben in ihrer dem
Schutzzoll gleichkommenden Größe als gänzlich unumgänglich beibehalten blei-
ben. Ohne Nachhilfe in der einen oder anderen Hinsicht werden wir, ehe die
technischen Fortschritte in der Cokeseisenpreruktion allgemeinen Eingang ge-
funden und festen Fuß gefaßt haben, vom belgischen und englischen Eisen-
markt erdrückt und der oberpfälzische Berg= und Hüttenbetrieb wird dann
um mehr der Geschichte angehören.
Nach der Eisengewinnung soll die Förderung von Blei erwähnt
werden. Den um 1560 angefangenen Bergbau auf dieses Metall bei Freiung
hat 1859 Th. Cobley, ein Britte, mit der „oberpfälzischen Bleibergbau-
Gewerkschaft Gotthelf“ auf 12 Zechen aufs Neue eröffnet; für die Bleige-
winnung ist hervorzuheben, daß die Zugutmachung der Erze nicht auf dem
Wege der Schmelzung, sondern durch Auslaugung des Bleisandsteines mit-
telst Säuren und durch Fällung des Bleies durch Metalle und alkalische Er-
den nach einem patentirten Verfahren vorgenommen wird; südlich von Frei-
ung gegen Elbacht und Massenricht muthete auf einem freigelassenen Gruben-=
felde mit bestem Erfolge der Fabrikbesitzer Förderreuther von Nürnberg. Im
Allgemeinen wurde in der Oberpfalz 18 '/16 13,377 Ztnr. silberhaltiger Blei-
erze und 890 Ztnr. Zinkblende im Werthe zu 9361 fl. mit 61 Arbeitern
gefördert. An Ocker und Farberde wurden 18'/¾% aus 50 gewerkschaft-
lichen Gruben der Bergämter Amberg und Fichtelberg von 50 Arbeitern
9382 Ztnr. zu 2128 fl. 25 kr. erzielt.
Daß die Frage der Brennmaterialien in einem Eisenindustriegebiete
von hervorragender Wichtigkeit ist, wurde bereits oben angedeutet. Schon
früher (beiläufig vor 25 Jahren) erzielte der kgl. Hüttenmeister Schmid in
Weiherhammer bei seinen rastlosen Bemühungen, den Torf in das Eisen-
hüttenwesen einzuführen, sehr gelungene Resultate. Nach einer Mittheilung
des Prof. Dr. Vogel in der Fürther Gewerbezeitung (1860 S. 40) waren
an den königlichen Werken in Bodenwöhr, Fichtelberg und Weiherhammer
beträchtliche Massen lufttrockenen Stich= und Modeltorfes (theilweise mit
Holzkohlen vermischt), zum Hochofenbetrieb, zum Puddlingsfrischen, zum Glüh-
ofenbetriebe der Blechwalzwerke, zum Schweißen und Glühen des gewalzten
Feineisens, zum Emailliren der gußeisernen Geschirre (Bodenwöhr), zum