Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Betriebsamkeit. 365 
guten Klang und beweisen, daß vollendete Handarbeit durch die in diesem 
Felde sich besonders hervorthuende Fabriks-Industrie nicht völlig unterdrückt 
werden kann. Daß in besseren Zeiten, welche wir für unsere Eisenindustrie 
hoffen können, auch in Schneidewaaren eine günstigere Aussicht besteht, läßt 
sich bei der allgemeinen und nur zeitweise gehemmten Regsamkeit der Ober- 
pfalz, die einheimischen Erzschätze bis zum letzten Grad der Verwendbarkeit 
selbst auszubeuten, wohl erwarten; als die alte Eisenproduktion noch in ihrer 
Blüthe stand, war zu Bertoldshofen auch die Tuchscheerenfabrikation in leb- 
haftem Betriebe. 
Als ein über den ganzen Kreis vom Fichtelgebirge bis zu der Nord- 
grenze Niederbayerns ausgedehnter Industriezweig der Oberpfalz ist der 
Glashüttenbetrieb hervorzuheben. Obwohl sich die allmälig vorgeschrit- 
tene Holznoth gerade hier in der Nähe der Eisenhüttenwerke für die Glas- 
fabrikation besonders fühlbar zeigte, so bestehen noch einige sehr schwunghaft 
betriebene Werke, wie die zu Einbuch bei Regensburg, die Silberhütte bei 
Floß, Neubau, Ullersricht bei Weiden u. A. Eine ganz eigenthümliche Rich- 
tung der Glasindustrie verfolgen die sogen. Paterlhütten bei Reuth und 
Erbendorf, welche ihre Glasperlen seit alten Zeiten in den Handel bringen 
und sich besonders in den letzten Jahren eines lebhaften Betriebes erfreuten. 
Der unermeßliche Reichthum an Wasserkraft an den Bächen und Flüßchen 
der Oberpfalz hat die Einrichtung von Schleif= und Polirwerken für 
Spiegelglas zur großen Ausdehnung gebracht; da wir überhaupt annehmen 
dürfen, daß die Nürnberger und Fürther Industrie durch ihre massenhafte 
Spiegelproduktion der oberpfälzischen Glasindustrie ihre Begründung gegeben, 
so muß auch anerkannt werden, daß nach der Minderung der oberpfälzischen 
Glasproduktion doch die dortigen Spiegelfabriken für das aus dem Stei- 
gerwald, Niederbayern und Böhmen bezogene Rohprodukt in der Oberpfalz 
ihre Schleifen beibehalten haben. Ueber die Größe der Produktion liegen 
statistische Nachweisungen nicht vor, es mag nur erwähnt werden, daß 17 
Schleifen allein im Besitze von Fürther Häusern sich befinden und 14 Schleif- 
und Polirwerke in den Landgerichtsbezirken Auerbach, Eschenbach und Vilseck 
jährlich mindestens 42,000 Ztur. Glas erhalten und versenden. Als einhei- 
misches Polirmittel ist die rothe Siegelerde (Bolus) von Tirschenreuth bei 
Auerbach hervorzuheben, welche der Vilsecker Verein als das beste Material 
dieser Art in ganz Europa erklärt. (Näheres hierüber enthält das für in- 
dustrielle Statistik sehr bemerkenswerthe Programm des Rektors Dr. Beeg 
in Fürth zum Jahresbericht der dortigen Gewerbs= und Handelsfschule 1857.) 
Die obenerwähnten reichen Lager von Kaolin haben auch in der Ober- 
pfalz die Fabrikation von Porzellan= und Steingutwaaren in die Höhe gebracht, 
wir wollen hier nur die Fabriken Schwerdtner's in Regensburg, Dorfner's 
in Hirschau, Waffler's in Walderbach hervorheben; die drei in der Nähe von 
Vilseckbetriebenen Schlemmen weisen eine jährliche Ausfuhr von 10,000 Ztr. nach.
	        
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