366 Obetpfalz u. Regensburg.
Die besonders im nordöstlichen Theile des Kreises einst sehr schwung-
haft betriebene Tuchmanufaktur hat der den Markt überschwemmenden
Fabrik-Industrie weichen müßen; an die Errichtung von Wollspinnereien in
Tirschenreuth und Weiden knüpfen sich neue Hoffnungen lebhafteren Betrie-
bes. Als glücklich geführtes Geschäft können wir die Tuchfabrik von N. Hof-
maier in Regensburg bezeichnen. Zu Plößberg bei Tirschenreuth wird die
Fabrikation von Mühlbeuteltücher stark betrieben, jedoch über die früher in
Blüthe gestandene Leinenindustrie der Oberpfalz können wir nicht blos
wegen des Mangels aller statistischer Aufschlüsse aus neuerer Zeit keinerlei
günstige Mittheilungen machen (Vgl. auch das im Abschnitte „Lan dwirth-
schaft“ hierüber Gesagte.)
Wir haben noch einiger Fabrikationsanstalten in Regensburg zu erwäh-
nen, welche sich durch ihre trefflichen Einrichtungen, ihren großartigen Be-
trieb und durch ihren Export in's Zollvereins-Ausland einen geachteten Na-
men erwarben. Maffei's Maschinenfabrik und Schiffbau--Etablis-
sement hat für die Stromschifffahrt im südöstlichen Rußland bedeutende Be-
stellungen ausgeführt, J. J. Rehbach hat mit seinen Bleistiften lebhaf-
ten Handel nach Amerika, die Gebrüder Fickentscher, welche den ruhm-
vollen Namen ihres Vaters mit Ehren fortführen, betreiben, der eine die
einzige Rübenzucker-Fabrik Altbaterns, der andere eine chemische Fa-
brik mit gedeihlichem Fortschritte. Allbekannt sind die trefflichen Schnupf-
tabake von Gebrüder Bernardz; für die Schifffahrt liefert Seyboth auch
am Rhein sehr geschätzte Taue und Seilerwaaren.
Von Kunstmühlen mögen die von Hammerschmied's Eidam bei
Regensburg, die bei Wöllershof und die Wolframfsche bei Eschenbach er-
wähnt werden. Auch die Spiritusfabrikation hat sich in Regensburg
durch Engerer, Runzler, Rex & Ce. bedeutend ausgedehnt; Graf Seins-
heim in Sürnching besitzt eine im großartigsten Betriebe stehende Brannt-
weinbrennerei, der am Produktionsguantum kaum eine in ganz Bayern
vorgehen dürfte.
Was das Kleingewerbe anbetrifft, so treten hier im Allgemeinen die-
selben Erscheinungen auf, die wir in Niederbayern kennen gelernt haben. In
der Regel wird dem lokalen Bedürfnisse Genüge geleistet, und bei der außer-
ordentlichen Genügsamkeit, welche dem Oberpfälzer eigen ist, machen auch
erhöhte Ansprüche bezüglich des Comforts und erhöhten Lebensgenußes keine
besondere Mängel der Produktion nach Zahl und Beschaffenheit in der
Art fühlbar, daß nicht erhöhte Gewerbsthätigkeit in den Städten Regens-
burg, Amberg, Sulzbach, Neumarkt und Weiden eine vollkommen befriedi-
gende Ausgleichung gewähren würde. Die Lebensmittel producirenden
Gewerbe sind in Regensburg trefflich vertreten und Brod, wie Fleischwaaren
haben weit über die Kreisesgränzen ihren Weg in den Handel gefunden. Die