Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

370 Oberbayern. 
Die Herzoge waren bestrebt ihr Volk, das theilweise noch dem Heiden- 
thum, theilweise dem Sectenwesen zugethan war, zur ächten Lehre zu führen. 
Ungewiß sind die Erfolge der Bekehrungsversuche des Eustasius und Agilus, 
gewisser aber die des von Herzog Theodo nach Regensburg berufenen West- 
franken Emmeram, den dieser Herzog zum Abt über die bestehenden Klöster 
verlangte. Nach dem zu Helfendorf erfolgten Tode Emmerams wurde sein 
Leichnam nach Regensburg (652) gebracht und der Herzog erbaute bei seinem 
Grabe das in der Bildungsgeschichte unseres Kreises so hervorragende, den 
Namen des Martyrers tragende Kloster. Schon frühe muß hier eine Bil- 
dungsanstalt für angehende Priester bestanden haben, da man bestimmt weiß, 
daß die Gebrüder Hildulf und Erhard, Sproßen aus hohem bojoarischen Ge- 
schlechte, im 7. Jahrhunderte ihre Bildung zu Priestern in Regensburg er- 
hielten. Rach der Angabe Aventins baute der Herzog neben dem Kloster eine 
hohe Schule und Bücherladen. 
Emmerams Werk setzte Rupert fort und vollendete der Angelsachse Win- 
frid, auch Bonifaz genannt (735), ein Mann, der ohne die Anhänger der 
Abgötterei zu sehr zu reizen sich Einfluß auf die Herzen zu verschaffen wußte, 
um durch sie Kenntnisse zu verbreiten. Winfrid errichtete 739 in Regensburg 
einen festen Bischofssitz, seine Wohnung nahm der Bischof im Kloster St. 
Emmeram. Wie Bischof und Abt, Canoniker und Mönche unter Einem Dache 
wohnten, so war die Dom= mit der Klosterschule vereint, und erst nach Tren- 
nung des Sitzes des Bischofes von dem des Abtes kommt 1063 ein beson- 
derer Domscholastiker Meister Gerald vor; auch später noch nahm die Dom- 
schule ihre Lehrer aus dem Kloster. An Herzog Odilo fand Winfrid einen 
eifrigen Förderer seiner frommen Absichten, es wurden Kirchen erbaut, Pfar- 
rer dabei angestellt, und in diese Zeit mag die Entstehung der Zellen in 
Chammünster, Perschen, Wörth und die eines später spurlos verschwundenen 
Klosters Ennsdorf als Pflanzstätten des Christenthums im Nordwald fallen. 
Tassilo selbst sagt über seine Absicht bei Errichtung der Klöster: „Daß 
er und seine Vorfahren sie gestiftet haben, um für Künste und Wissenschaften 
Unterrichtshäuser zu besitzen.“ Winfrid vermochte die Herzoge zur Berufung 
der Benediktiner, und welcher Werkzeuge hätten sie sich hier zur Erreichung 
ihrer ausgesprochnen Absicht erfolgreicher bedienen können, als eines Ordens 
in dessen Regel der Müssigang als der Feind des Geistes dargestellt wird, 
der von einem Abte neben Reinheit der Sitten auch Weisheit und Gelehr- 
samkeit forderte, welcher neben den Anlagen von besonderen Schulstuben auch für 
Gebäude der Handwerker im Klosterraume Sorge trug, Cultur des Bodens 
und Handswerks verbindend mit jener des Geistes. 
Die Schönschreibekunst brachte Winfrid aus England mit, und der Re- 
gionarbischof Wicterp, Winfrids Zeitgenosse und Abkömmling der Agilolfinger 
schrieb noch im Alter von neunzig Jahren in Regensburg Bücher ab. Lehrer 
und Bücher ließ Bonifaz ebenfalls aus England kommen und von Werken,
	        
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