Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Zur Geschichte der Volksbildung u. des Unterrichts. 371 
die kamen, sind die des Bedanus, Adelhelms und Cudberts, sowie Bedas für 
Poesie und Prosa bekannt; im Uebrigen beschränkte sich der literarische Ap- 
parat auf die heiligen Schriften, Exegeten und Lebensbeschreibungen der Hei- 
ligen. Werke der Römer wurden in dieser Zeit in den Schulen nicht ge- 
lesen, zu nahe lagen noch die Erinnerungen des Heidenthums. Das Bedürf- 
niß mehr Geistliche zur Verbreitung des Wort Gottes, und zwar solche, welche 
mit der Sprache und den Sitten des Volkes bekannt wären, heranzubilden, 
beschränkte den Unterricht hauptsächlich auf die Lehren des Christenthums, 
Singschulen hatte das agilolfingische Bayern nicht. 
So war durch Winfrid dem Auftreten Karl des Großen vorgearbeitet. 
Karls längerer Aufenthalt in Regensburg, wohin er unmittelbar nach der Be- 
sitrgreifung von Bayern gekommen war, konnte, da gerade in dieser Zeit 
(788) auch das Schreiben an Abt Baugulf in Fulda, worin ausdrücklich die 
Errichtung der Kloster= und Cathedralschulen befohlen wurde, nur höchst be- 
lebend wirken. In seiner Umgebung befanden sich Alcuin, Paul der Diacon, 
sowie Bischof Leydrad, ein geborner Bayer und Kanzler des unglücklichen 
Tassilo. Ebenso standen Abt Apollonius von St. Emmeram, den Karl als 
Lehrer der griechischen Sprache nach Regensburg berufen hatte, wie der dor- 
tige Bischof Sigebert, welchem er die Erweiterung des Klosters auftrug, in nahem 
Verkehre mit dem Kaiser. Wie für die Hebung des höheren, so auch für 
Verbreitung des niederen Unterrichts sorgte Karl, und machte es auf dem 
Concil zu Mainz (813) allen Unterthanen zur Pflicht: ihre Kinder in die 
Klosterschulen zu schicken, um wenigstens das katholische Glaubensbekenntniß 
und das Gebet des Herrn zu erlernen, und zu Hause darin andere unter- 
richten zu können. Auch Bücher vertheilte er in die Klöster, für die Schüler 
zum Unterrichte, für die Kleriker zum Bibelstudium, und St. Emmeram 
rühmte sich ein Evangelium von Karls Hand selbst verbessert zu besitzen. 
Bald erschienen die Früchte der Bestrebungen des Kaisers in Regens- 
burg. Abt Apollonius förderte die Schulen, unterwies selbst die Jugend in 
Sprachen und der heiligen Schrift, und legte den Grund, daß die Klosterschule 
bald den Ruf einer hohen Schule erhielt. Aus ihr gingen in dieser und etwas 
späterer Zeit als Zeugen ihrer Thätigkeit hervor: Gundpert, den Kaiser Ludwig 
der Deutsche seiner Geschicklichkeit im Lesen und Schreiben wegen als Kanzler 
berief; Schmadruch, ein Sohn des Böhmenfürsten Boleslavs, der erste und 
beste Schriftsteller der Slaven (950); Poppo, ein Sohn des Markgrafeu 
Luitpold von Oesterreich, 1050 Erzbischof von Trier; Tagino, Kanzler Kaiser 
Heinrichs (1005); Boso, Bischof von Merseburg; der gelehrte Gozbert (982) 
den Tegernsee; Wilhelm, den Hirschau, Gothelm, den Benediktbeuern zum 
Abt erwählte; Kaiser Heinrich II. selbst und Arnold, ein Markgraf von Cham 
und Vohburg (1035), der erste Chronist von Regensburg. 
Ueber den Gang des Unterrichts ist bekannt: Mit dem Unterrichte in der 
Grammatik wurde der Anfang gemacht, dann ging man zur Rhetorik und 
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