372 Oberpfalz u. Regensburg.
Dialektik (trivium), zur Arithmetik, Geometrie und Astronomie, und verband
damit eine Anweisung zum Gesang (quadrivium). Da die Schulen vorzüg-
lich zur Ausbildung der Geistlichkeit bestimmt waren, folgte nun die Erklä-
rung der Bibel und der Kirchenväter, außerdem Dogmatik, Moral und Kir-
chendisciplin. Nach diesem allgemeinen Unterrichte widmete sich jeder dem
Fache, zu dem er Neigung hatte. Fast der gleiche Gang wurde in den Dom-
und Klosterschulen auch für die Kinder der Laien beobachtet, nur der theolo-
gische Cursus blieb weg. Der Schulplan selbst war ein Werk des Hrabanus
Maurus (847—856).
Mit den Schulen entstand das Streben nach dem Besitze von Büchern
und Stätten sie aufzubewahren. Wie hoch man den Besitz von Büchern
schätzte, davon zeugt, daß der Regensburger Abtbischof Ambricho (871) dem
Diacon Baldrich für Ueberlassung mehrerer Werke auf Lebenszeit ein Gut
zur Rorbach verlieh. Weitere Namen von Schenkern sind, Luganbert, Deot-
pert, Eranrich, Eberhard, Sandrat mit Werken des Hrabanus Maurus, Al-
cuin, Autbert und Gregor des Großen. Vom Fleiße der Mönche im Ab-
schreiben sprechen die Werke, welche der Abtbischof Baturius (817—847) für
Sct. Emmeram sammelte, sowie auch die Aufzeichnungen über Schankungen,
Tausche und Belehnungen des Stifts des Subdiacons Anamod (886); von
Namen der Schreiber sind aber bekannt: Nidker, Isanbert, Immo, Willirat,
Helpherik und Bernold. Daß bereits eine Bibliothek zur Aufbewahrung der
Bücher 879 bestand, beweist der Wortlaut einer Urkunde, in welcher die
Niederlegung des Duplicats in der Bibliothek zu Emmeram bestimmt wird,
daß auch das klassische Alterthum in ihr vertreten war das von Pez in der
Klosterbibliothek aufgefundene, aus dem 9. Jahrhundert stammende Ciceronis
liber Synonymorum.
An sonstigen Klöstern stammen in Regensburg aus der Agilolfinger Zeit:
das älteste von dem Regionarbischof Erhard (680) gestiftete Niedermünster;
unter den Carolingern entstanden: Obermünster (831), errichtet durch die Gemah-
lin Ludwig des Deutschen, Hemma, diese beiden für Frauen; dann das Cano-
nikat nach Chrodegangs Regel der alten Kapelle und ein gleiches zu Roding.
Nach dem Aussterben der Carolinger bedrohten die Kämpfe um das
Herzogthum, die Einfälle und Zerstörungen der Ungarn die Entwicklung der
geistigen Bildung in Regensburgs Umgebung. Die Landgeistlichkeit nahm
die rohen Sitten des Volkes an, die Wissenschaft wohnte nur noch in der
Zelle des Mönchs, und selbst hier ließ die Klosterzucht nach. Den Nonnen
mußte verboten werden, Liebeslieder abzuschreiben, Spott= und Teufelslieder
wurden verpönt, dagegen Ehrenlieder gestattet; da erschien der fromme und
gelehrte Bischof Wolfgang (972—994), welcher zu Trier selbst den Unterricht der
Jugend und später der Cleriker geleitet hatte. Die Zucht in den Frauenklö=
stern Ober= und Niedermünster zu heben, errichtete er ein drittes „Mittel-
münster“. Die Abtswürde zu Emmeram trennte er von der Person des Bi-