Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Zur Geschichte der Volksbildung u. des Unterrichts. 373 
schofs, und verlieh sie dem Ramvold, unter dem die klösterliche Zucht und 
die Schulen wieder aufblühten. Wolfgang errichtete eine selbständige Dom- 
schule, besuchte die Schulen der Diöcese, prüfte die Zöglinge, lobte die Fleißi- 
gen und tadelte die Trägheit nachdrucksamst. Um Bayern machte er sich noch 
dadurch verdient, daß er die Erziehung der Kinder Herzog Heinrichs: Hein- 
rich, Bruno, Gisala und Brigitta leitete. 
Unter der Aegide der den Wissenschaften freundlich gesinnten Ottonen 
mehrte sich der Ruf von der Gelehrsamkeit des Klosters, und Otto I. äußerte 
sich bei Gelegenheit einer Schankung günstig über die wissenschaftlichen Be- 
strebungen der Emmeramer Mönche. Es begann ein Austausch von Büchern 
und Meinungen zwischen den Klöstern, und eine Aeußerung Reginbalds läßt 
auf ein literarisches Institut schließen. Othloh, der Rector der Klosterschule 
(1032), zu dem man selbst aus entfernten Klöstern Mönche zum Unterrichte 
schickte, schreibt: daß einige der Mönche sich mit den Classikern (gentiles librti), 
andere mit den Büchern der heiligen Schrift und den Kirchenvätern, wie- 
der andere mit den mathematischen Wissenschaften beschäftigen. Ueber seine 
eigenen Kenntnisse sagt er: daß er den Aristoteles, Plato, Socrates (sic), 
Cicero, Virgil und Lucan las, und in den Schulen Horaz, Terenz, Juvenal 
und noch andere classische Autoren gelesen und erklärt wurden. Anstatt der 
bisher gebräuchlichen Denksprüche des Avianus und Cato fertigte er selbst 
solche nach dem Muster Senecas, die man zum ersten christlichen Jugendun- 
terricht brauchen könne. Seinen Schülern suchte er vor allem das Christen- 
thum und die Erlernung der Pfalmen einzuprägen, und auf dieser vorberei- 
tenden Grundlage sollten sich die ernsteren Wissenschaften erheben. Schon 
Othloh fürchtete, wie 100 Jahre nach ihm Gerhoh, Propst von Reichersberg, 
daß über der Ausbildung des Verstandes die Veredlung des Herzens vergessen 
werden könne. 
Betrachtet man den Ausspruch des 1069 als Abt nach Hirschau beru- 
fenen Wilhelm: „Er wolle hier einführen, was er von Knabenzeit an für Ge- 
wohnheiten zu Sct. Emmeran gelernt und gesehen habe“", und die darauf ge- 
folgte Einrichtung der berühmt gewordenen Schreibstube dortselbst, so kömmt 
man zu dem Schlusse, daß auch zu Regensburg eine solche bestanden haben 
müsse. Im 12. Jahrhunderte war es Idungus, der als Lehrer der Emmeram- 
Schule besonders hervorragte. 
Außer der angeführten Schule besaß Regensburg zu dieser Zeit noch die 
der Canoniker zur alten Kapelle, in welcher um das Jahr 1000 ein Scolasticus 
Leuthardus vorkömmt. Auch die schottischen Benediktiner, welche mit Maria- 
nus (1068) nach Regensburg gekommen waren, und sich anfänglich durch 
Bücherabschreiben und Bereitung des dazu gehörigen Pergaments im Frauen- 
stift Niedermünster ihren Unterhalt verdient hatten, eröffneten nach Vollen- 
dung ihres Klosters zu Weih Sct. Stephan (1074) Schulen. Die Frauenklöster 
nahmen gleichfalls an dem geistigen Aufschwunge Theil; so sandte der gelehrte
	        
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