374 Oberpfalz u. Regensburg.
Scholasticus Idungus den Frauen zu Niedermünster seinen Dialog mit der
Bitte zu, ihn nicht nur rein zu schreiben, sondern auch auszubessern. Die
gelehrte Nonne Luitgardis!) stand mit Abt Ericho von Mallerstorf in wissen-
schaftlichem Verkehr; Pfalzgräfin Helica, die Mutter Otto's von Wittelsbach
war in Obermünster erzogen. Auch in dem 997 gestifteten Benediktinerkloster
zu Prül, mit welchem unter Leitung des Abts ein Frauenkloster gleichen Or-
dens verbunden war, findet sich, daß der Abt verordnete, die Frauen sollten
sich mit der Erziehung der weiblichen Jugend beschäftigen.
Zu Ende des 11. und im Verlaufe des 12. Jahrhunderts fällt nun die
Errichtung von Klöstern in der Oberpfalz, und auf die erhöhte Cultur des
Bodens, als Vorbereitung zur geistigen, folgte auch diese. An Benediktiner-
klöster entstanden: Kastl 1098, Prüfling 1107, Reichenbach 1118, Michlfeld
1119, Ensdorf, mit welchem auch ein Kloster für 12 Frauen verbunden war
1121; an Prämonstratensern: Speinshard 1145; an Cisterziensern: Wald-
sassen 1133 und Walderbach 1143; für Canoniker nach der Regel Sct. Au-
gustins endlich das Kloster Sct. Mang (1138) zu Stadt am Hof.
Gewiß läßt sich nicht läugnen, daß diese Klöster unmittelbar nach ihrer
Gründung, nachdem die Reformationen Odos von Clugny und Wilhelms von
Hirschau wieder frische Thätigkeit den bereits durch vielfache Schankungen
bereicherten, und an den Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst theilneh-
menden Mönchen mitgetheilt hatten, an der Bildung des Volkes und Geistes
regen Antheil nahmen. So war Abt Erbo von Prüfling (1121) ein eifriger
Beförderer des geistigen Lebens seiner Unterthanen, baute ein Bibliothekge-
bäude, und ließ viele Handschriften verfertigen; der erste Abt von Kastl, wel-
cher mit seinen Mönchen von Petershausen, und Walchun, Abt von Enns-
dorf, der von Sct. Blasien im Schwarzwald berufen worden war, errichteten
nach ihrer Ankunft Schulen. Bei den Prämonstratensern und Cisterziensern
entwickelte sich die ganze scholastische Philosophie, Theologie, kanonisches Recht
und Philosophie. Grammatik und Poesie wurde in ihren Schulen gelehrt. Abt
Daniel von Waldsassen schrieb 1163 ein vocabularium Papiae.
Ende des 12. Jahrhunderts waren diese Klöster die einzigen hellen
Punkte, von denen aus das Dunkel der Wälder durchbrochen, der Geist des
Volkes entwildert und Männer gebildet wurden, welche die Wohlthaten der
Cultur fortpflanzten. Wo Klöster und Domschulen fehlten, wurde der Pfarrer
angehalten, die Kinder zu unterrichten, und sie namentlich in den Elementen
des christlichen Glaubens zu unterweisen.
1) Luitgardis war nach einer Klosterchronik der griechischen, lateinischen, schottischen
und deutschen Sprache kundig, schrieb viele Bücher für verschiedene Klöster ab, und
erreichte das seltene Alter von 126 Jahren.