Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Zur Geschichte der Volksbildung u. des Unterrichts. 375 
ISweites Kapitel. 
Vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. 
Allmälig trat in den Klöstern und Stiftern durch überreiche Schankun- 
gen Reichthum und Ueberfluß ein, der die geistige Thätigkeit, den Eifer im 
Unterrichte der Jugend erlahmen ließ. Ihre Loslösung von der Oberaufsicht 
der Bischöfe, die Menge neuer Ceremonien und Gebräuche, welche im 11. 
und 12. Jahrhunderte in der Kirche eingeführt wurden, führten zur Vernach- 
läßigung der Schulen. Der Gebrauch, Adeligen schon als Knaben Canonikats- 
stellen und abteiliche Würden zu verleihen, deren Einkünfte sie nach erlangter 
Velljährigkeit anstatt zur Pflege der Wissenschaften, zum Prunke verwandten, 
ließen einerseits die Liebe zu den Wissenschaften, anderseits die Mittel, für 
dieselben Genügendes zu leisten, abnehmen. Kirchen= und Schuldienst wurde 
durch gering bezahlte Vicare an den Domstiften und Pfarren versehen. Höher 
schätte man das Lesen der Lebensbeschreibungen der Heiligen, als das der 
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, noch vielfach benützten classischen 
Autoren. Eine ruhmvolle Ausnahme hievon machten theilweise noch die Klö- 
ster der Benediktiner. 
Alle bisherigen Schulen hatten größtentheils die Bildung der Geistlichen 
zun Zwecke, da entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts die Orden der Do- 
mmikaner (Prediger), Franziskaner (Minoriten) und Augustiner. Sie standen 
dem Volke näher als die Benediktiner. Ihre Regel machte es ihnen zur Pflicht 
überall zu predigen und das Volk zu lehren. Groß ward bald der Ruf ihrer 
Gelehrsamkeit und schon 1222 besassen die Dominikaner Lehrstühle zu Paris. 
1226 wurde durch Bischof Konrad III. das erste Minoriten-, 1276 das 
Augustiner-, 1229 das Dominikaner-Kloster in Regensburg errichtet. Die 
Dominikaner errichteten sogleich eine Schule, in welcher im doppelten Cursus 
Theologie und Philosophie gelehrt wurde. Das Ansehen der Schule stieg auf's 
Höchste und konnte die Kapelle kaum die Menge der Zuhörer fassen, als 
Abert, der Große, (1250—1261) diese Gegenstände vortrug. 
Daß auch bei den Franziskanern eine Schule bestand, dafür bürgen die 
Nichrichten, welche uns vom Bruder David, Quardian Johannes Hölzl und 
Bruder Berthold, welche in ganz Deutschland als Lesemeister berühmt waren, 
ersalten blieben. Als längst bestehend wird dieser Schule bei ihrer 1458 er- 
seigten Verlegung in den Sinzenhof gedacht. 
Der Unterricht des weiblichen Geschlechts gewann durch Errichtung der 
I##nenklöster: Sct. Clara (1286) und heiligen Kreutz (1233) zu Regens- 
burg, zu Schwarzhofen, Seeligenporten (1219), wo die gelehrte Aebtissin 
VBertha (1259) ihre Nonnen und Mädchen den Gesang und Latein lehrte, 
und 1336 Bruder Heinrich als Schulmeister vorkömmt, Piellenhofen (1240), 
Pitendorf (1276) und Gnadenberg (1428), welches 1441 einen Lehrmeister 
Severinus aus Florenz besitzt. Jedes dieser Klöster hatte seine Schule, wenn
	        
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