552 Oberpfalz u. Regensburg.
Die Schrecken des dreißigjährigen und der folgenden Kriege, in welchen
der Engel des Todes sich über diese ganze Gegend lagerte, wollen wir über-
gehen; wir müßten bei jedem Gerichte ein düsteres Gemälde von Mord, Raub
und Brand, Seuchen, Hunger und Pest entwerfen und unsere Leser durch
brennende Dörfer über Berge von Leichen in unser Jahrhundert herüber ge-
leiten.
Neunburg ist in der Neuzeit die Wiege eines Institutes geworden, wel-
ches den mächtigsten Faktor des Volkswohles, den Unterricht der Jugend, zum
Ziele hat und in der kurzen Zeit seines Bestehens schon an vielen Orten
des Königreiches sein segensreiches Wirken bethätigte. Wir meinen hier den
von einem Neunburger Bürgerssohne, dem kaiserlichen Hofkaplan Sebastian
Job!:) (in Wien), mit Beihilfe des frommen Bischofs Wittmann (damals
Generalvikars) im J. 1833 gegründeten Orden „der armen Schulschwestern“
nach den Satzungen des Ordens Notre Damc. Beide Kinderfreunde wurden
vor Vollendung des Klosterbaues und Kirchleins (1836) aus dem Diefßseits
abgerufen, sie werden aber fortleben in der dankbaren Erinnerung Derer, die
ihrer Pflanzung die Wohlthat einer guten Erziehung verdanken.
Die bei Söltl angefügten Rechnungsabschlüsse der Kultus-, Unterrichts-
und Wohlthätigkeits-Stiftungen (f. d. Jahr 187 /88) liefern ein höchst erfreu-
liches Resultat und entziffern ein reines Vermögen von 113,379 fl. 38 kr. 6hl.
auch die Kommunal-Rechnung der Stadt weist 28,766 fl. Vermögen nach.
Leider hat der Aufschwung des Fabrikwesens auf die gewerbliche Thätigkeit
unseres Städtleins einen nachtheiligen Eiufluß geübt, und die früher hier
schwunghaft betriebene Tuchmacherei gänzlich erdrückt. Ackerbau und Vieh-
zucht sind daher die vorzüglichsten Nahrungsquellen der Bevölkerung.
An der Vizinalstrasse von Neunburg nach Nabburg und von Schön-
see über Viechtach nach Bruck an dem Flüßchen Schwarzach liegt in einem
von Stein= und Nadel-Wäldern und Bergen begränzten Thale der
Markt Schwarzhofen, dessen Bewohner durch Auflösung des Frauen-
klosters (Dominikaner-Ordens) und durch Verlegung der Lanrstrasse von
Neunburg über Fuhrn und Kemnath nach Schwarzenfeld sehr gelitten
haben. Im Jahre 1237 hatte Graf Heinrich von Ortenburg den Kloster-
1) Von anderen gebernen Neunburgern gedenken wir des protestantischen Theolegen
Wolfgang Jakob Christmann (geb. 1597, 1f 1631) und des Walderbacher Pri-
laten Engelbert Söltl (erw. 1735, resign. 1752) unter dessen Regicerung seine
Abtei (1743) ihre 600 jährige Jubelfeier festlich beging. Auch der gegenwärtige
Erzbischof von München und Freising, Gregor v. Scherr, und der Histeriograph
seiner Heimath, der geh. Hausarchivar Dr. J. M. Söltl verebren in Neunburg
ibre Heimath. Vor wenigen Monaten endlich haben wir in München einen ver-
dienten Schulmann aus Neunburg zu Grabe geleitet, den Stifts-Dechaut zum
hl. Kajetan, Jakob v. Wifling (geb. 1810).