Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Abriß der Ortsgeschichte. 655 
genen und durchströmten Klosters Schönthal in Mitten üppiger Triften 
hat dieser Ansiedlung der Wilhelmiten (seit 1263 mit den Eremiten nach der 
Regel des heil. Augustin vereint), den Namen gegeben (Vallis speciosa). 
Gegen die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hin mag der Klosterbau be- 
gonnen haben, da die dortigen Urkunden nicht über 1253 hinaufreichen. Die 
vorzüglichsten Gönner waren die Grafen von Leonsberg und nächst ihnen die 
niederbayerischen Herzoge Otto und Stephan, die Herren von Schwarzenburg, 
die Satzenhofer, Geiganter, Wahrberger und andere, aus denen sich manche 
hier ihre Ruhestätte erwählten, so die Geiganter (1319), Durnaer (1348), 
Zeunger (1369), Muracher (um 1439). 
Herzog Otto (König von Ungarn) verlieh dem Kloster die niedere Ge- 
richtsbarkeit (1303) und Herzog Heinrich die Freiheit der Hintersassen von 
aller Steuer und Forderung, von der Viehsteuer, von dem Achttheil 2c. (1333). 
Kaiser Ludwig, Karl IV. und Sigmund bestätigten seine Privilegien.)) Durch 
ihre Huld und durch die Wohlthaten des umliegenden Adels war diese Stif- 
tung nach der Verwüstung durch die Hussiten (1427 und 1428) wieder zu 
ziemlichem Wohlstande aufsgeblüht, als die Reformation die Mönche auch aus 
ihrem prächtig neuerbauten, gleich einem Kastelle mit Mauern und Thürmen 
versehenen Kloster vertrieb (1559), dessen Einkünfte dem fürstlichen Aerar zu 
Amberg übergeben wurden. Nach der Restauration von 1669 (schon seit 1630 
stand dem Kloster wieder ein Superior vor) besaß es ein Bräuhaus, eine 
Apotheke, gute Fischereien, Geldzinse, Jurisdiktions-Gefälle, Frohndienste von 
Unterthanen, Lehen, Waldungen, Jagdrechte, 67/16 Höfe, 43 Häuser, 323 Seelen 
und gegen 12,000 fl. jährlicher Einkünfte. Aus diesem stillen Asyle religiöser 
Forschung gingen viele Zierden des Augustiner-Ordens hervor, dem es sieben Pro- 
vinziale gab. Von seinen vielen gelehrten Schriftstellern und Rednern erwarb 
sich P. Ferdinand Dorfner den Titel Generalprädikator, und trug P. Gregor 
von Schönthal als Professor der Theologie zu Paris den Ruf der Schön- 
thaler Gelehrsamkeit in diese Weltstadt. Die vielen im Drucke erschienenen 
Predigten des P. Ignaz Ertl zeichnen sich dem Geiste der Zeit gemäß durch 
ihre originellen Titel aus: „Heb auf! Lies! Bittersüß; Vorgebirg der guten 
Hoffnung“ 2c. Im Jahre 1805 schloß sich die Gruft über dem 72ten und 
letzten Prior von Schönthal,) P. Benignus Witlhelm, einem ebenso gelehrten 
1) Nach einer Taidigung v. J. 1417 durften die von Schönthal alle kleinen Wän- 
del ihrer armen Leute richten und auf ihrem Baue um ihr Kloster Rephühner 
und Hasen sangen. Die Hälfte der Fasten waren sie verbunden, des Pflegers 
von der Schwarzenburg Hunde zu unterhalten; die andere Hälfte dieser Zeit 
hatten diese Obliegenheit die Einwohner des Dorses Biberbach. 
*) Wie an anderen Orten oblagen auch hier Beguinen in Verbindung mit den 
Mönchen den gemeinsamen geistlichen Uebungen, deren Regel Bruder Hermann, Augu- 
stiner Provinzial in Bayern, Böhmen, Oesterreich und Kärnthen (1365) reformirte.
	        
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