Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Nahrung. 849 
vollkommen den Ausdruck der Behäbigkeit und Ehrbarkeit und bildet durch- 
aus nicht ungefällig; besonders freundlich erscheinen die Mädchen in ihren 
grünen Röcken, rothen Miedern und weißen Hemdärmeln. In den Ge- 
meinden gegen die Alb, auch bei den katholischen, besteht so ziemlich dieselbe 
Tracht. 
– — — — 
Siebenter Abschnitt. 
Nahrung. 
Von F. Dahn. 
Im Gegensatz zu der Fett-Milch= und Mehl-Kost von Ober= und Nie- 
derbayern finden wir die gut gewählte und in reicheren Gegenden ausgiebige 
Nahrung in Schwaben, wenigstens in Oberschwaben, mehr aus Vegetabilien 
und Fleisch bestehend. 
An den Ufern des Bodensees z. B. gibt es Morgens Suppe und zwar 
Wasser-, Bohnen-, Haber., viel seltner Milch-Suppe, dazu Erdäpfel und 
½/1½e Maß Branntwein für männliche Dienstboten, bei Aermeren Kaffee ohne 
Zucker. Als „Nünnes“, d. h. zum Neunuhr-Brod wird bei strenger Arbeit 
Brod und — wir sind hier im Obst= und Weinland — Most gegeben, an- 
derwärts heißt dieß „das Brodessen“. Der Mittag bringt zum Gemüse täg- 
lich geräuchertes oder gesalzenes Fleisch. Denn hier wie an der Aller schlach- 
tet zwischen Weihnachten und Lichtmeß jeder Bauer oder ein Geringerer ge- 
meinschaftlich mit dem Nachbar ein Rind oder ein Paar Schweine, deren 
Fleisch im Rauch oder im Salz aufbewahrt wird und ist vieser Vorrath an 
„Hartfleisch“ verzehrt, so muß frisches gekauft werden. Mehlspeisen mit 
Dürrobst („Scharben") gibt es nur an Fasttagen. Um drei Uhr Nachmit- 
tags wird wieder Brod und Most gereicht, aber zwischen Martini und Jo- 
sephi fallen diese „Unter“ um 9 und 3 Uhr weg. Abends werden je nach 
der Jahreszeit Erdäpfel, Salat, Gemüse, Obst mit Most oder schlechtem 
Wein gegessen. Zu Fastnacht und Kirchweih gibt es frisch geschlachtet Fleisch 
und Kuchen, aber keinen Braten. Weniger nahrhaft freilich ist die Kost in 
den alt--lindauschen Gerichten: schlechter Kaffee mit dünner Milch ohne Zucker 
— /1 Pfd. muß für 4 Personen eine Woche lang reichen und wird oft traurig 
surrogirt — Kirschwasser statt des Most, viermal wöchentlich Wassersuppe; 
Gemüse und sehr viel Obst statt Fleisch, weißes bäckergebacknes Weizenbrod 
statt hausbacknen Roggenbrodes begegnen hier allgemein. 
Im oberen Allgäu wird zwar auch an Brod und Mehl gespart, aber 
Milchkost tritt hier neben und vor die Pflanzenspeisen: in der Heumahd darf 
der „Stopfer“, ein fettgeschmalzues Habermus, nicht fehlen, der „Unter“ 
besteht hier aus Käse, Milch und „Brocken“ (Weizenbrod). Mittags spielt 
Gavaria N. 54
	        
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