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teilweise nur indirekt zur Geltung: beim Anban
von Tabak, Paprika und Elensine wird reichlich
gedüngt; die tief wurzelnde Baumwolle sangt die
oberflächlichen Bodenschichten nicht aus; bei der
Rizinuskultur wird der Boden durch mehrfaches
Pflügen gut durchgearbeitet; die Leguminosen end-
lich reichern Stickstoff an.
Sorghum zählt zu den erschöpfenden
Feldfrüchten und es hat sich im allgemeinen
nicht als vorteilhaft erwiesen, Jahr für Jahr den-
selben Acker mit diesem Getreide zu bestellen.
Abgesehen von der Erschöpfung des Bodens
wird dadurch auch das Überhandnehmen gewisser
Unkränter, z. B. Striga lutea, gefördert.
Trotzdem wird übrigens nicht allenthalben
dementsprechend verfahren, sondern man hält in
einigen Distrikten hartnäckig an der von den Vor-
fahren ererbten Sitte der Einfelderwirtschaft
est.
Auf den schwarzen Baumwollböden in Madras
läßt man im allgemeinen auf zwei Sorghum-
bestellungen ein Baumwolljahr folgen; eine be-
trächtliche Anzahl von Kleinbanern läßt auch
Sorghum und Baumwolle in zweijährigem
Turnus wechseln, oder aber Sorghum, Panicum
miliaceum und Indigo bilden nach der Baum-
wolle die Fruchtfolge einer regelrechten Vier-
felderwirtschaft. In anderen Gegenden wird
der (regelmäßige) Sorghumanbau hier und da
einmal durch Ricinus oder Paspalum serobiculatum
muerbrochen. Sehr gebränchliche dreijährige
Rotationen sind: Baumwolle, Sorghum, Sesam;
Baumwolle, Sorghum, ('rotalarin juncca, letztere
oftmals als Gründung untergepflügt; endlich
Baumwolle, Sorghum, Brache. Bei der Wahl
von Baumwolle als Vorfrucht soll Sorghum
besonders an der für Baumwolle üblichen
Bodenbearbeitung und Düngung pro-
fitieren.
Auf den roten Böden wirkt bei guter
Düngung die kontinnierliche Bestellung mit
Sorghum nicht gerade schädlich, aber ein regel-
mäßiger jährlicher Fruchtwechsel führt zu den besten
Erfolgen. Außer den bevorzugten Leguminosen,
wie z. B. Dolichos biflora und Indigo, werden
Panicum millaceum, Baumwolle und Ricinus
zur Wechselbestellung verwendet. Dagegen wird
die italienische Kolbenhirse (Sctaria italica) als
Vorfrucht für Sorghum, wenn irgend möglich,
vermieden, da diese zu den erschöpfendsten
Früchten rechnet.
Daß in den einzelnen Bezirken sich verschiedene
Formen der Fruchtfolge eingebürgert haben —
je nach Klima und Bodenverhältnissen — bedarf
kaum der Erwähnung. Auch in Ostafrika wird
man, wenn einmal die Hand angelegt wird, den
jeweiligen natürlichen Bedingungen und den Be-
dürfnissen der einzelnen Stämme entsprechend
vorgehen müssen, um für jeden Bezirk oder für
Teile eines solchen die zweckmäßigste Rotation
zu ermitteln.
Mischkulturen. Wie im ganzen tropischen
Afrika, so wird auch in Indien seitens der Ein-
geborenen dem System der Mischkulturen
gehuldigt. Diesem jedenfalls seit uralter Zeit ein-
gebürgerten System darf — obwohl es häufig mit
Nachteilen verknüpft ist — eine sachliche Berechti-
gung nicht abgesprochen werden. In der Präsi-
dentschaft Madras ist das Mischkultursystem, be-
sonders beim Anbau der frühen Sorghumsorten,
das gebräuchlichste und zwar ohne Fruchtwechsel
in unserem Sinne.
Nicht ohne Grund sind es die Leguminosen,
die bei der Sorghum-Mischkultur bevorzugt werden
(Cajanus indicus, Vigna catjang, Dolichos
Lablab, Phaseclus aconitifolius), da sie dem
Boden Steckstoff zuführen; aber auch Hibiscus
cannabinus und Ricinus werden dabei verwendet,
bei späteren Sorten auch Girken, Safflor (Car-
thamus tinetorius) und Lein. Solange die ver-
schiedenen Zwischensaaten — wie es in einigen
Distrikten gebräuchlich ist — reihenweise zwischen
die Hirse gebracht werden, läßt sich schwerlich
gegen das Mischsystem etwas einwenden: anders,
wenn die Saaten mit der Hirse gemischt aus-
gestreunt werden. Dann ist ein getrenntes sorg-
fältiges Ernten ausgeschlossen; denn eine der
Früchte, sei es die Hirse oder die Zwischenfrucht,
muß so lange auf dem Stock bleiben, bis die
später reifende geerntet werden kann. Eine Ge-
winnung der Sorghumhalme für Futterzwecke ist
anßerdem unmöglich.
ie Bodenbearbeitung steht in Indien
durch die Anwendung des Pfluges natürlich auf
einer ganz anderen Stufe als in Ostafrika, ist
aber keineswegs überall gleichmäßig vervoll-
kommnet. Die Beschaffenheit des Bodens, die
ihn besiedelnden Unkräuter, unter denen tief-
wurzelnde Gräser (Ischaemum pilosum und
Cynodon daectylon) stellenweise eine besondere
Rolle spielen, namentlich aber die Fruchtfolge, so
auf den Baumwollböden, erfordern eine ver-
schieden tiefgehende Bodenlockerung und ver-
schiedenartige Säuberung.
Als besonders vorteilhaft für die Sorghum-
kultur hat sich das in einigen Distrikten von
Dekkan übliche „Magilisystem"“ bewährt, bei
welchem das Land unmittelbar nach der Ernte
gepflügt wird und dann drei (trockene) Monate
hindurch sich selbst überlassen bleibt. Vor der
Bestellung werden dann mit dem Pfluge die
Saatfurchen hergestellt.
In Berar und den Nizam-Dominions wird
Sorghumland nur alle vier bis fünf Jahre ein-