eine edle Art, populaͤr und kindlich
in seinem Vortrage zu seyn. So lehrte
Christus, das hoͤchste Vorbild, und das un-
übertreffliche Muster aller Jugend-Lehrer.
§. To.
Gedächtniß-Religion steht gewöhn-
lich mit Herzens-Religion im umge-
kehrten Verhältnisse, je mehr von jener,
um so weniger von dieser. Wer die Kin-
der zum Auswendiglernen der allbeseligenden
Religions-Wahrheiten zwingt, handelt nicht
vernünftiger und nicht klüger (wie der Ver-
fasser von Lienhard und Gertrud
sagt), als der Bauer, der sein Vieh an
Hals und Füssen an die Krippe fesseln wür-
de, damit es sein Futter fresse, das ihm
vor dem Maule liegt; und wer dadurch Re-
ligion beym Volke zu begründen wähnt, irrt
eben so sehr, als der Gutbesstzer, der, um
seine Aecker und Wiesen nicht zu verlieren,
eine Gränzbeschreibung davon auswendig
lernt, anstatt durch eigene Krafe-Anstren-
gung und fremde Bephülfe sie nützlich zu
bebauen.
8. u##
Unterrichts-Vortheile bey der Re-
ligions-Lehre sind:
a) daß der Lehrer das in den Kindern
schlummernde Gefühl von Recht und
Unrecht, Guten und Bösen niche durch
langweiliges Moralisiren, oder gar
durch Drohungs= und Straf-Predig-
ten, sondern mittelst praktischer, aus
ihrem kleinen Erfahrungs Kreise her-
geholter Fragen, Erzhlungen
und Gleichnisse zu erwecken suche.
b) Daß die Kinder durch eigenes
Nachdenken mit dem mannigfaltigen
Guten bekannt gemacht, das sie in ih-
rer Eltern Hause genießen, und durch
Erkenntniß ihrer vielfachen Bedürfnisse
dahin gebracht werden, Dankbarkeit
als eine der ersten Kinder-Pflichten
anzuerkennen. Auch werden sie nur
auf diese Weise herzlich bethen
lernen.
c) Durch Auszéhlung sittlich böser
Handlungen, derer mehrere von den
Schülern genannt werden sollen, er-
fährt der Lehrer, wie weit sich die Be-
griffe und die Erfahrungen derselben
in diesem Punkte erstrecken, was ssie
für Unrecht halten, warum, wie sehr,
u. s. w. Daben gewinnt er weiten
Spielraum ihre Urctheile über bös
und gut zu berichtigen.
d) Das Sittlichgute um so liebens-
würdiger zu machen, zeige der beh-
rer bey jedem das ihm entgegengesetzte
Sittlichbose.
ec) Die Pflichten-Lehre kleide er in
bildlichen leichtfaßlichen Vortrag, in
Erzählungen, Gleichnißreden (Para=
beln) u. dgl.; und jede wichtige Pflicht
befestige er mit einem schönen Verse
oder mit einem treffenden Sittenspruche
im Gedachtnisse seiner Schüler.
lÜ Die Glaubens -behre behandle er,
im Geiste Jesu, einfach und mit Wür-