Full text: Gesetzsammlung für das Fürstentum Reuss Jüngerer Linie. Fünfundwanzigster Band. 1903-1906. (25)

14 Der Feldzug im Westen vom 12. Sept. bis 15. Nov. 1914 
General Joffre ließ sich durch solche Erwägungen nicht emmutigen. 
Er blickte auf die Erfolge, die am 13. September von Franchet d'Espérey, 
von Marschall French und Maunoury erstritten wurden, und entnahm diesen 
die Berechtigung, das Siegesbewußtsein zu pflegen. 
Den Armeen Franchet d’'Espérey, Freuch und Maunoury war der 
13. September noch lächelnd entgegengekommen. Franchet d'Espérey und 
Maunoury wurden an diesem Kampftage des starken Haltes inne, den ihnen 
die britische Armee gewährte. Was die Engländer an der Marne versäumt 
hatten, wo die operative Jaghaftigkeit ihrer Führung und die Schwer- 
fälligkeit ihrer Bewegungen den strategischen Plan Joffres sehr geschädigt 
batten, machten sie an der Aisne durch tarkräftiges Zupacken wieder wett. 
Als sie sich zwischen Courcelles und Billy zum Angriff auf die Brückenköpfe 
der Aisne entwickelten, rechts von französischer Kavallerie und Maudbuys 
XVIII. Korps gedecke, links von der Armee Manno#u#ys auf gleicher Höbe 
begleitet, sahen sie sich vor eine Aufgabe gestellt, deren räumliche Be- 
grenzung und taktische Bestimmtheit ihnen unbedingte Sicherheit des Han- 
delns gestattete. Sie standen, drei Korps stark, auf den beiden Seiten 
der Wesle, hatten gute Siraßen unter den Füßen und sahen vor sich die 
Aisne blinken. Der Fluß zog in sansten Windungen durch das breite 
DTal und lief von WVailly bis Soissons dicht am Südrand der MuMde, 
die unter den britischen Kanonen lag. Das Südufer gestattete den Briten 
raschen Abstieg und das Nordufer die Entfaltung starker Kräfte. Der 
Angriff auf die Höhen, die drüben zu welligen Hügelflächen schwollen, 
schreckte die englische Armee nicht. Als der Tag graute, begamen eng- 
lische und französische Batterien das Gelände auf dem Nordufer plan. 
mäßig zu beschießen, um den Dbergang vorzubereiten. Man hatte den 
12. September mit der Bereitstellung der Armeen zum Dbergang ver- 
bracht, deuesches Geschützfeuer ertragen und war gesonnen, jetzt die Höhen 
zu gewinnen, die als Südhang der Hochfläche von Laon zwischen der Aisne 
und der Ailette aufgebaut waren. 
Freuch vermutete auf den sanften, von Buschwald umsäumeen Hoch- 
flächen, von denen sich die weißen Straßen als feine Zeichnungen abhoben, 
die Nachhuten Klucks. Bald kam von drüben die Antwort schwerer Kaliber. 
Aus den Schluchten von Chivres, den Wäldchen von Brégny, den Stein- 
brüchen von Crouy und den Gehölzen von Cuffies schnoben die ersten Haubig- 
granaten, und als eine weiße, stechende Sonne den Regendunst zu verzehren 
begann, wurde der Sonntag von einem mächtigen Artilleriekampf erschüttert, 
der auf beiden Afern widerhallte. Engländer und Franzosen bereiteten sich 
zum Angriff und faßten ihre Kräfte auf der ganzen Front zwischen Courcelles 
und Attigny und darüber hinaus zu einem einheitlich geordneten Angriff 
zusammen, während die Armee Foch östlich von Reims um die Linie Beine— 
Drosnes—Auberive im Kampfe lag.
	        
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