Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1816. (11)

griffe eine so alltäͤgliche Veranlassung keltet, daß 
sie auch jeder andern Familie tagtäglich vorliegt, 
— dann durch sonnenklare Ueberzeugung des Nu- 
zens, suche ich aus dem Trelbhause der Gelegen- 
beit die Früchte der Nachahmung zu gewinnen! 
Sowohl meine jusendlichen Wanderungen, 
ols meine sodtern Versezungen und Geschäfts- 
Reisen als Beamter, haben mir Gelegenheit ge- 
geben, die kandwirthschafts-Wissenschaft mit Ver- 
gleichung der verschiedenen Orts-Vortheile recht 
eigentlich in die Feuerprobe zu nehmen, und die 
aterle gediegen rein aus der Masse zu schöpfen. 
An diesem Drobiersteine meiner eigenen Er- 
fabrungen habe ich zahelsend die beßten ökono- 
mischen Schristen geprüst, für Balern be- 
rücksichtiget, und anwendbar bendje, kurz: an 
Richts es ermangeen lassen, was dem Werke blei- 
benden —, klassischen, Werth geben kann. 
Ueberdieß habe ich aber auch —, als Haupt-- 
sache —, die Bauern —, ihre Sitten und 
Melnungen, Vorurtheile und richtigen Grund- 
sze, also ihre Vorzüge und Gebrechen, genau, 
und zwar nach dem Grade wachsam zu studicen 
mich beeifert, nach welchem zeirgemäß ihr Geist 
und Sinn füc meinen Zweck empfänglich sey —2? 
Und — Ich bin selbst elnes fleissigen Bauers 
zunstgeweihter Sohn, und schreibe dleses Werk 
mit feierlichem Eiser zum unvergänglichen Denk- 
mal' meiner Achtung für diesen Ehren-Stand. 
Ob das Bestreben mir gelungen, Herzen 
durch Herzlichkeitt des Vortrages zu gewin- 
nen, und bel einer, nothwendig, schlichten Schreib- 
art dennoch den gemeinsten Gegenständen Werth 
und Interesse beizubringen, will ich, — ohne 
Wahl, gleich aus dem ersten Kapttel S. 1. zur 
Barthellung geben, worin die von meinem 
Cimon Struüf Berlcht gebende Person die 
bamilien Geschichte, wie folgt, eröffnet: 
„An einem Sonncog' Nachmittog kam ich, nach 
  
einer zwanzigishrsgen Abwesenheit, wieder in das 
Dörflein zurück, worin ich geboren und erzogen 
worden bin.“ 
„Ich wollte da rinen Bauer besuchen, für den 
ich die Anhönglichkeie, die wir als Knaben gegensei- 
tig halten, ungeschwöäche zurück brachte. Er 
heiñts Simon Serüf.“ —. 
„Mit freudigem Staunen hatte ich schon von 
serne die vortheilhast verönderte Gestalt seines Gehö- 
fes, seiner Gärten und Fluren bemerkt, — mein Herz 
schlug jege eiliger dem Freunde entgegen, und ich kam 
unvecmerkt in einen schnelleren Gang, aus Vetan= 
gen, den Edlen an mein Herz zu deücken." 
„Als ich näher kam, sand ich sein Haus neu 
gebaut; es war anders geslelle, vor den. Fenslern dee 
Wohnslube lag nicht mehr der schmuzige Hofraum? 
die eckelhaste Miststätte; an deren ehemaligec Stelle 
war ein Gartcen, voll der schonsten Fruchtbäume, 
Gewächse und Blumen, reinliche Kinder saßen auf 
kleinen Rasenbönken, aßen Johannisberren und andere 
Fcüchce, und als sie meine Frage nach dem Vater 
vernommen hateen, wiesen sse mich freumlich nach 
einer Laube im nemlichen Garten, aus der mein 
Simon mir schon entgegen kam; denn er hatte 
wich bersiks gesehen, weil die Laube so angelegt war, 
daß er darous bie ganze Fläche, und die Kinder be- 
ständig im Auge batte."“— "⅜Q 
„Simon! rief ich, als er freundlich-seemd 
meine rasche Umarmung nicht begriff, — Simon" 
kenast Du mich denn niche mehr? Kennst Du Deinen 
Kaoarkl nicht mehr 57— 
„Gott —! sprach er, überrascht, und sein Auge 
ward betend und dankend, er konnee mehr nichte 
sorechen; er nahm mich stumm in seine Arme.“ — 
„Als ich seine vorige Liebe noch soh, konnte ich 
mich der Thrönen nicht mehr enthalten: wir waren 
wieder die giori Dorf-Knaben, die Phancasie sprang 
über die Kluft von zwanzig Jahren zurück: — — 
sie machte uns zum Gegenstande seltsomer Bewunde- 
rung von Simons herbeieilenden Kindern.“ — 
„Komm:, sprach endlich Simon, und fährte 
mich zurück in die Laube, worin ein rreinliches 
Weib, mie einem Buche in der Hand, freundlich 
mich grüßte.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.