Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1816. (11)

„Das ist meine Theres, sagke er, mein hebes 
Weib. Sie liest mit an Feiertagen immer in einem 
schonen Buche vor, und dieses hier muß ein gar wa- 
ckerer Mann für uns Bauernleute geschrieben haben) 
es hat den Titel: Asidor, Bauer zu Ried.“ — 
„Grüß Dich Gott, sprach ich, braves Weib! Hast 
Ou oielleicht Deinen Simon Dirouch in einem Steig- 
bügel aufyerangen, wie Chrisine ihren Isidor?“ 
„Das will ich Ihnen ein andermal wohl erzöh= 
len, erwiderte sie, indem sie erröthend zärtlich ihren 
Mann anblickte; und weil Sie unsern Isidor schon 
kennen, darf ich zu dem Lobe meincs lieben Mannecs 
wohl mehr nicht sagen, als daß er eben so gut und 
brao, wie dieser Jsdor, in.“ — 
„Das glaube ich, sagee ich, und das sehe ich. 
Simon! Du hast in zwamig Jahren brav gewirth= 
schaftet! Ich trug das Bild der vorigen Gestaltung 
in meiner Scele hieher, und bin aufs Freudigste über- 
rascht, Dein ganzes-Anwesen In einem so vercdelten 
und verbesserten Anblicke wieder zu finden.“ 
„Erzöhle mic, wie es zugegangen, daß Du Dich 
zu dieser Auszeichnung vor Lausenen Deines Standes, 
und zum sprechendsten Muster für sie, durchgebilder, 
und meine Hoffnungen, die ich allerdings schon als 
Knabe von Dir hatte, so sehr übertroffen haft?“ 
„Freund, gab er mir zur Antworc: die Erde ist 
ja em',pfänglich für jede Verbesserung, und dankbar 
für jede Pilege, aber nicht so der Mensch“ 
„„In diesem wurzelt niche so gerne der Saame 
der beßtgemeinten Ermunterungen und Fingerzeige so 
vieler Landes= Verordnungen, Prerigten und Volks- 
scheifcen, sonst würde Dos längst allgemein und uber- 
all schon geschehen sepn, wozu ich in hiesiger Gegend 
den Anfang gemacht habe. 
„Denn schon ahmen meine Nachbarn, und auch 
wohl Bauern aus entfernteren Dörfern mein Beispiel 
mit eben dem Eifer nach, mit dem sie mich vorher in 
allem Dem getadelt huben.“ 
„Der Bauer trägt in dem tiefern Grunde seiner 
NRatur eben den Verbeiserungscricb, welcher dem Men- 
schen überhaupc angeboren ist; ober die meisten von 
ihnen glauben, daß sie sich mit Verbesserungs-Versuchen 
die ohnehin zu dicke Arbeit noch mehr vervielfältigen, 
und da die Denkkraft ihrer Seele außer dem gewohn= 
  
ten Kreise des Herkommens keine Uebung hot, anen 
sie sich einen Nuzen, den sie nicht shon Jeilhen. 
haben, nicht versinnlichen, bleiben beim Alcen, — 
klagen, ued — — darben.“ — 
„Ich will Dir zu einer gelegnecn Zeit meine Ge- 
danken sa zen, wie hiecin für das ganze Land gar 
leicht gehollen werden konnte; iczt bomm, in mein 
Haus, Dich durch Nuhe und Erfrischungen von der 
Neise zu erholen.“ — 
So — läuft der hier angesponnene Faden die- 
ses konomischen Famillen-Romanes mit geeige 
neten Aoschen sostematisch sort, umfa#t alle 
Theile der Oekonomie, und noch über hundert 
andere, in die Familien-Geschichte verwebte, 
Nebenhilssmitiel, deren Aufsuchung durch ein, 
am Ende angehädnates, Reqister erleichtert ist. 
Alle neuen Ackerger the, Werkzeuge und 
Maschinen sind bedacht und gewürdiget, sehe 
viele, bisher zum Theil geheim gehaltene, Vor- 
theile zur Haus= und Landwirthschaft sahlich und 
anglehend ausgedeckt, kurz: alles Das wied der 
sich unterrichten wollende Oekonom geordner bel- 
sammen finden, was er bisher zerstreut — 
nur in elner kostspieligen Bibliothek landwirth- 
schaftlicher Schriften hat finden können, 
Hiemit habe ich vorzüglich der geringern, 
aber — weit zahlreicheren, Klasse der gemei- 
nen Bauern einigen Vorschub geben wollen, 
und dießfalls vorzüslich zu den Heern Pfarrern, 
dann zu den gebildeteren Oekonon en das Zuccauen 
gesaßt: — daß sse wit ihrem Elafluße und Gei- 
spiele meiner herzlich gut gemeinten Absicht durch 
Würdigung, Anrathung und Verbreitung dieses 
Werkes patriotisch aufhelsen werden! — 
Baiern, von der Natur in vieler Hin- 
sicht vor allen benachbarten Landern beguͤnstigt, 
würde auch allen sicher und schnell an Kultur 
unübertreffbar vorsprtingen, wenn ein bemessener 
Verbesseruugseifer einmal bei den gemeinen
	        
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