Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1825. (9)

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tief ergreifende Rede, und die lehten Verse des gedachten Liedes machten den 
Beschluß dieser würdigen gottesdienstlichen Handlung. Die tiefste Rührung und 
Andacht herrschte in der zahlreichen Versammlung. 
Von da begab sich der Stadtrath in feyerlicher Ordnung und von drey Ein- 
wohnern im verschiedensten Lebensalter, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft 
darstellend, begleitet, nach dem Römischen Haus im Großherzoglichen Park, einer Som- 
merwohnung Sr. Königlichen Hoheit, um, im Nahmen der Bürgerschaft, die 
ehrerbietigsten Glückwünsche, mit Ueberreichung eines sinnvoll entworfenen, von 
Meisterhand gezeichneten Pentazonium und eines dasselbe erläuternden Ge- 
dichtes, darzubringen; worauf die Großbherzogliche Hof-Kapelle, dem Römischen 
Hause gegenüber am Gebüsche aufgestellt, unter Direktion des Kapellmeisters 
Hummel einc von diesem ausgezeichneten Tonkünstler komponirte Kantate auoführte. 
Schon vorher, in tiefster Stille des Morgens war Sr. Königlichen Hoheit 
durch den Staats-Minister von Goethe eine zur Feyer „der funfzigsten Wiederbehr“ 
von einem Privat-Vercine treuer Verehrer und Anhänger veranstaltete und von 
dem Köünstler Herrn Brand zu Berlin auf's trefflichste ausgeführte Denkmünze 
überreicht worden. 
Um 9 Uhr versammelten sich im großen Saale des Residenz-Schlosses das 
gesammte diplomatische Korps, an welches sich die von den Königen von Pren- 
sen, Sachsen, Baiern, den Niederlanden, und von vielen anderen deutschen Hö- 
sen eigends abgcorducten Gesandten anschlossen, die Landstände, Deputationen 
einzelner Stadte, Distrikte und Korporationen, und die boffähigen Fremden, 
dann die höhere Staatödienerschaft mit Einschtuß des gesammten Offizier-Korps, 
zur feyerlichen Gratulations-Kour. Hier wurde Sr. Königlichen Hoheit, von 
dem General, Freyherrn von Egloffstein, Exzellenz, ein noch ziemlich rustiger 
Landmann von 88 Jahren, in der Grenadiers-Uniform vorgesteut, in welcher 
er, vor 68 Jahren, in der Geburkostunde des hohen Gefeyerten Schildwaacht 
am Füörstlichen Schlosse gestanden hatte. Als gegen 12 Uhr Se. Königliche Ho- 
heit mit allen anwesenden Fürstlichen Personen, in offenen Wagen, burch die 
geschmückten Scraßen fuhren, folgte der herzlichste Jubel einer zahllosen Menge 
auf jedem Schritte. 
Um 3 Uhr war große Hof-Tafel von 250 Kotwert;z den von Sr. Königlichen 
Hoheit, dem Erbgroßherzoge, ausgebrachten Toast auf das höchste Wohlseyn Sr. 
Königlichen Hoheit des Großherzogs verkündigten 12 Kanonenschüsse der Stadt 
und umgegend. An allen öffentlichen Orten waren Fremde und Einheimische zu 
festlichen Mittagöessen versammelt, bey denen sich Liebe und Verehrung in eigends 
gewählken Frinksprüchen kund zu thun strebte.
	        
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