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Abends war die erste Vorstellung in dem neuerbauten Schauspielhause. Nach
einem vom Professor und Bibliothekar Niemer gedichteten, von der Muse ge-
sprochenen Prolog, folgte die Oper: Semiramis, von Rossini.
Nach dem Theater fand sich, theils früher theils später, auf allgemeine
Einladung, eine glänzende Versammlung bey dem Staats-Minister von Goethe,
Erzellenz, ein, dessen Haus eigends dazu und sinnreich geschmückt war. Illumination
der Stadt war auödrücklich verbeten worden.
Am Sonntag, 4. September, wurde das hohe Fest in der Stadtkirche und
in der Hofkirche gottesdienstlich begangen. In der erstern erschien der ganze Hof,
mehre der auwesenden Fürstlichen Personen und Gesandten. Die Kirche war
festlich geschmückt, der Stadtrath und die Innungsvorsteher mit ihren Fahnen be-
gaben sich in feyerlichem Zuge dahin. #
Nach einer von der Großherzoglichen Kapelle ausgeführten, vom Musik-Di-
rektor Eberwein komponirten Kantate, und einem eigends gedichteten würdigen
Kirchengesange, hielt der General-Superintendent D. Röhr eine der Feyer des
Tages in jeder Hinsicht entsprechende Predigt. Beym #'#c Deum wurden die
Kanonen gelößt.
Mittags war Hof-Tafel, zu welcher außer den anwesenden Fürstlichen Perso-
nen, die Gesandten und Hoffahigen Fremden cingeladen waren, und Abend# Hof-
ball und Souper von wengstens 300 Personen. Im Theater gab man zwey
Lusispiele. Nach 9 Uhr begab ssch die Bürgerschaft in einem Fackelzuge mit Mu-
sit= und Sing-Chören auf den Schloßplab und brachte Sr. Königlichen Hoheit
ein Lebehoch. ,
IndemStadthauscundSchießhauscIvarandicfemTageöffentlichcoMit:
tagsessen und Abends Ball.
Am Montag, 5. September, Vormittags fand die feyerliche Einweihung der
neuerbauten, auf tausend Kinder beyderley Geschlechtes eingerichteten Bürgerschule
Statt, in Gegenwart des Großherzoglichen Hofes, der amvesenden fremden Fürst-
lichen Personen und Gesandten, der Landes-Kollegien und sonst einer zahlreichen
Versammlung. Nach der Einweihungêrede, vom General-Superintendent D. Röhr
gehalten, legten junge Knaben und Madchen Sr. Koöniglichen Hobeit ihre Huddi=
gung und Dankbarkeit in Blumenkränzen zu Füßen.
Zu Mittag war große Hof-Tafel und Abend die Vorstellung von Goethe's Tor-
quato Tasso. Ein von dem Stadtrathe auf dem Schießhausplahe veranstaltetes
Kinderfest konnte der eingetretenen üblen Witterung wegen nicht Statt finden.