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trinke unter vier bis fünf Stunden weder Bier noch Wasser und niemahrs
Milch darauf. »
Eingutauögegohrnes,braunesBierschienüberalldaszuträglichsteGeträns
zu seyn. Wegen des Weined, des Thees und anderer, gewöhnlich nur von Be-
mittelten gebrauchten Getraͤnke moͤge man sich mit seinem Arzte berathen; doch
koͤnnen ein milder Franken-, Rhein- oder Franz-Wein, Chokolade, Kakao, Kaffee
und Thee meistens ohne Besorgniß getrunken werden.
Man kennt bis jetzt kein besseres Präservativ-Mittel gegen die asiatische
Cholera bey Gesunden, als Regelmäßigkeit der Lebensweise in jeder Beziehung.
Findet aber Kränklichkeit Statt: so muß man einen Arzt um Rath fragen; nur
nach den verschiedenen krankhaften Zuständen sehr mannichfach zu wählende Heil-
mittel können für kränkliche Personen Schutzmittel abgeben.
Zu II. In aller Beziehung zweckmaßige Hülfe vermag nur ein geschickter
Arzt, unter Berücksichtigung der jedesmahligen Umstände, zu leisten. Man säume
also, wenn sich bey etwaigem Näherrücken der Cholera verdächtige Zufalle an ei-
ner Person zeigen, keinen Augenblick, einen Arzt herbeyzuholen und dessen Anord-
nungen pünktlichst zu entsprechen. Daß es nirgends an dem geeigneten Heil-
Personal und an den zur schleunigsten Hülfsleistung erforderlichen Mitteln jeder
Art fehle, dafür werden wir moglichst Sorge tragen.
Verdächtige Krankheitszufälle sind mi hauptsachlich folgende:
Der Schlaf ist gestört, der Kranke fühlt Unruhe und Angstz er verliert den
MAuth, wird schwach, schwitzt viel und zwar gewöhnlich kalt. Der Geschmack
wird fade, zuweilen sauer. Der Stuhlgang ist meistens verstopft, aber bald dar-
auf knurrt und poltert es im Unterleibe und dann stellt sich oftmahliger Durch-
fall ein, wobey rasch und ohne Beschwerde Anfangs Koth, hernach eine gelblich
weiße, wässrige Flüssigkeit ausgeleert wird. Hiermit sind Ekel, Uebelkeiten, vor-
übergehendes Brennen oder auch eigenthümliche Empfindung von Kälte in der
Herzgrube, flüchtige Stiche unter den kurzen Rippen, besonders in der rechten
Seite, starke Angst und Schwindel verbunden. Gewöhnlich findet außerdem starke
Beklemmung des Athems Statt; die Ergriffenen seufzen und gähnen viel. Es
zeigen sich heftigere oder leichtere Krämpfe in den Fingern, Zehen und Waden
und ein schmerzhaftes Ziehen an den Füßen gegen den Nabel hin. Die Kranken
sehen schwächer;z ihre Augen werden trübe und matt; das Gehör nimmt ab;
Gefühl, Geruch und Geschmack sind nicht mehr so fein, wie gewöhnlich, die
ganze Haut fühlt sich welk und kühl an.
Diese Leiden können längere oder kürzere Zeit andauern, ehe die oigentliche
Krankheit ausbricht. Nicht selten fehlen sie fast ganz und die Krankheit bricht
sogleich vollständig aus. In beyden Fällen stellen sich nunmehr auch starke An-