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fälle von Schwindel und Ohnmachten ein. Sie sind von gewaltsamen, oft wie-
derholtem Erbrechen einer weißlichen, zuweilen mit weißgrauen Flocken gemischten,
saden und ekelhaft riechenden, Flüssigkeit begleitet. Zu gleicher Zeit mit dem
Erbrechen geht eine Flüssigkeit der eben beschriebenen Art durch den Stuhlgang
ab. Nur in seltenen Fällen fehlt Erbrechen und Durchfall gänzlichz der Durst
ist immer sehr stark; die Urinabsammlung stockt meistens ganz.
Sobald nun, aller Vorsichtsmaßregeln ungeachtet, Jemand sich unwohl
fühlt, und einige der bezeichneten Krankheitserscheinungen den Verdacht der Cho-
lera erregen: so ist, bey dem sehr raschem Verlaufe dieses Uebels, welches den
bisherigen Erfahrungen zufolge, der bloßen Naturhülfe nicht weicht, die schnellste,
umfassendste und anhaltendste arztliche Hülfe dringend nothwendig.
Im vollem Umfange läßt sich nun in einem Privat-Hause solche nur
schwer und oft gar nicht erlangen, wohl aber in einer gut eingerichteten Heil-
anstalt, wo außer erwärmten, lufltreinen Zimmern und passender diatctischer
Hfflege auch alle übrige Erfordernisse, nahmentlich ärztliche Hülfe und Wartung,
Arzneyen, Bäder u. s. w. in jedem Augenblicke zur Stelle sind und ohne Zeir-
versäumniß mit Sachverstand und einer solchen Ausdauer angewandt werden kön-
nen, wie sie sebst dem reichsten Privat-Mannc, wenn er nicht allein über Arzt,
Apotheker und Wärter zu gebiethen vermag, in seinem Hause nicht verbürgt
werden kann. * ,
Damit jedoch in Faͤllen, wo der Kranke nicht nach der Heilanstalt geschafft
werden kann, oder will, auch vielleicht der Transport dahin eine Verzoͤgerung
erleidet, in jedem Falle aber bis zur Ankunft des Arztes die hierbey so
höchst kostbare Zeit nicht ungenuͤtt verstreiche, muͤssen dem Erkrankten, wo
die Umstände es irgend gestatten, folgende, durch die Erfahrung bewährte, erste
Hülfsleistungen von seinen Angehörigen, so schnell als möglich, ja selbst in
dem Falle gewährt werden, wenn Zweifel darüber obwalten sollten, ob es die
gewöhnliche oder die astatische Cholera sey.
Als das dringendste Bedürfniß zur Heilung hat sich, nach den gemachten
Erfahrungen, die moglichst schnelle und anhaltende Reizung und Erwärmung der
kalten Hautoberfläche erwiesen. Der Kranke werde daher so schnell als möglich
zu Bette und in das, zu seiner Aufnahme bestimmte, Zimmer gebracht. Dieses
sey gehörig (bis zu 16 — 18“° Reaumour) erwärmt, werde möglichst luftrein
gehalten und der Kranke werde darin von der übrigen Hausgenossenschaft, mit
Ausnahme der, seine Pflege und Warrung übernehmenden Personen, völlig ab-
gesondert.